: paraskevas avgerinos, grieche, sozialist
Sozialist mit nationalen Argumenten
Mit Paraskevas Avgerinos hat das Athener Parlament einen Vertreter in den Konvent delegiert, der ein praktizierender Europäer ist. Der 74-Jährige saß von 1984 bis 1999 im Straßburger EU-Parlament, wo er sich zu einem der profiliertesten Mitglieder der sozialistischen Fraktion entwickelte. Seit 1993 bekleidete er auch das Amt des Vizepräsidenten des Parlaments. In der griechischen Öffentlichkeit, die sich durch ethnozentrische Wahrnehmung auszeichnet, hat er immer wieder gesamteuropäische Themen zur Sprache gebracht.
Avgerinos wuchs in einer konservativ beprägten Region des Peloponnes auf, engagierte sich aber schon als Jugendlicher in der EAM, der kommunistisch dominierten Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Während der Militärdiktatur 1967 bis 1974 schloss er sich der Widerstandsorganisation PAK an. Als die nach dem Fall der Junta zur Linkspartei PASOK wurde, zählte er zu den Gründungsmitgliedern. Mitte der Neunzigerjahre war er einer der vier PASOK-Größen, die den greisen Partei- und Regierungschef Papandreou durch den „Reformer“ Simitis ablösten. Er führte Griechenland in die Eurozone. Avgerinos hat sich nie so klar für eine „föderalistische“ Perspektive der EU ausgesprochen wie Simitis. Aber er befürwortet eine EU-Integration, die sich nicht mit einem Bund von Nationalstaaten begnügt. Dabei plädiert er auch mit nationalen Argumenten – etwa bei der EU-Grenze in der Ägäis, die von der Türkei angezweifelt wird. NIELS KADRITZKE
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