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Lemke: Ostkurve war zu teuer

Willi Lemke erzählte, dass Werder Bremen nicht so viel für die Ostkurve bezahlt hätte. Und dass ein ganz enges Verhältnis zu Sponsoren völlig normal ist für einen Verein.

„Wenn wir den Preis ausgehandelt hätten, dann wären wir nicht bei 21,2 Millionen Mark geblieben“, so deutlich äußerte sich Bildungssenator Willi Lemke (SPD) gestern vor dem Untersuchungsausschuss zu der Summe, die die Stadt schlussendlich an die Firma Zechbau zahlte. Und dann schilderte er, wie der Verein, dessen Manager er damals war, die Stadt über den Tisch gezogen hat, nachdem der Bau der Ostkurve „praktisch abgelehnt“ war.

Natürlich habe die Firma Zechbau die Planung des umfangreichen Projektes auf eigene Kosten in der Erwartung gemacht, dann auch den Auftrag zu bekommen. Und Werder übte auf die Stadt Druck aus mit dem Angebot, für eine Mark das Stadion zu übernehmen und dann selbst zu bauen. „Man kann ja auch mal blöffen“, bekannte Lemke. „Ich war immer gegen die eine Marks-Lösung“, die finanziellen Risiken für den Verein seien zu hoch gewesen. Und so protestierte die Chefetage von Werder auch nicht, als schließlich der Senat 1995 beschloss, selbst die Ostkurve zu bauen – im Gegenteil. Dass die Stadt die fertige Planung von Werder übernahm und die Baumaßnahme nicht ausschrieb, wie die Vergabeordnung dass eigentlich vorschreibt, war dann Ergebnis der „normativen Kraft des Faktischen“, sagt Lemke. Und auf die Frage, warum nicht einmal ein Vertreter der Stadt hinzugezogen worden sei zu den Planungen des Vereins: „Ich würde nie auf die Idee kommen noch zwei Beamte an den Tisch zu holen, wenn ich in einer kreativen Planungsphase bin.“

Lemke plauderte dann über das Verhältnis des Vereins zu seinen Sponsoren: Völlig selbstverständlich, so Lemke, dass die Spieler und das Management mit O.tel.o telefonieren, wenn O.tel.o Sponsor ist. Oder dass es bei ihm zu Hause Vilsa gibt. Eine „Todsünde“ wäre es gewesen, wenn Werder-Präsidiumsmitglied Klaus-Dieter Fischer mit Puma-Schuhen in den Ausschuss gekommen wäre und nicht mit der Marke des Sponsors Kappa. Und Werder-Präsident Franz Böhmert musste auf seinen liebgewonnenen BMW verzichten, als dem Sponsor Mercedes das unangenehm auffiel. „Wir haben für unsere Sponsoren gelebt“, formulierte Lemke, und natürlich hätte man von den Sponsoren „vieles umsonst“ wenigstens aber Sonderkonditionen bekommen.

Als der Grüne Ausschuss-Vertreter Matthias Güldner fragte, ob das auch für Baufirmen gegolten habe, da wurde es komplizierter. Sponsoren aus der Bau-Branche würden erwarten, dass Bauaufträge an sie gehen, und er gehe davon aus, dass es „gute Preise“ gebe, erklärte Lemke. Einmal habe er einen schlechten Preis von Zechbau bekommen und drei Prozent Skonto abgezogen.

Den Feuchtigkeitsschaden in seinem Haus habe dann allerdings der Duz-Freund Andreas Hundsdörfer (Zechbau) ganz ohne Rechnung in Ordnung gebracht: Er habe nie einen Arbeitszettel unterschrieben oder eine Rechnung erhalten. Für Lemke war das eine „Gewährleistungsarbeit“, sein Haus hatte allerdings die Firma Engeland gebaut.

Der Mitarbeiter des Sportamtes Jochen Brünjes hatte in der Phase, als es um den Auftrag Ostkurve ging, die Hochbaufirma mit der Lieferung einer Schrankwand beauftragt. Ein Zech-Bauleiter habe ihm gesagt, er habe da gute Kontakte, erzählte Brünjes gestern. Und er habe die Rechnung natürlich bezahlt. Nach den Ermittlungen der Kripo bezifferte sich die Rechnung des Tischlers an Zechbau auf 9.000 Mark, die Rechnung Zechbau an Brünjes aber nur auf 5.000 Mark. Die Differenz wurde bei Zechbau auf das Konto 5015 (Ostkurve) verbucht – ein Muster, das die Kripo bei mehreren Mitarbeitern der Stadt, die mit Zechbau-Aufträgen befasst waren, feststelle. K.W.

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