: Polizisten verurteilt
Zwei Prügelpolizisten erhielten Bewährungsstrafe. Sie hatten einen Journalisten bei einer Demo schwer verletzt
Ein 30-jähriger Polizist ist gestern vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten wegen Misshandlung eines japanischen Journalisten am Rande eines NPD-Aufzugs und weiterer Straftaten zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Ein 33-jähriger Kollege erhielt ebenfalls wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt sechs Monate Haft zur Bewährung. Auch ein dritter angeklagter Polizist bekam eine Bewährungsstrafe wegen Verfolgung Unschuldiger.
Der 47-jährige Fernsehkorrespondent hatte über den NPD-Aufmarsch im November 2000 berichten wollen und war auf der Suche nach seinem Kameramann auf dem Alexanderplatz vor eine Polizeikette geraten. Hier wurde er vom Hauptangeklagten gezielt mit der Faust ins Gesicht geschlagen, so Richterin Stefanie Unger. Die Brille flog zu Boden. Dann habe der zweite Beamte zugeschlagen, so die Richterin. Der Japaner erlitt einen Jochbeinriss und Prellungen.
Der Hauptangeklagte habe dem Ansehen der Polizei durch sein Verhalten geschadet, sagte die Richterin. Er habe geschwiegen, statt zuzugeben, dass er nach einem schwierigen Einsatz ausgerastet sei, sich nicht einmal entschuldigt. Auch von offizieller Seite sei kein Bedauern gekommen. Schließlich habe der 30-Jährige einen unerfahrenen Polizisten in die Sache hineingezogen, befand das Gericht. Der heute 26-jährige Kollege, der dritte Angeklagte, wurde zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Er und der Hauptangeklagte hätten den Japaner, der nichts gemacht habe, außer vielleicht zu nerven, des Widerstandes gegen die Polizisten bezichtigt. Es sei ausgesprochen bitter und mache Angst, sagte Richterin Unger, wenn die Staatsgewalt selbst Fehler mache, sich dann aber zusammenballe und Unschuldige Ermittlungsverfahren aussetze. Alle drei Polizisten müssen außerdem Geldbußen von je 2.000 Euro zahlen. Die Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert. DPA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen