piwik no script img

Grünen ist UN-Mandat jetzt egal

Auch Fischer wertet UN-Resolution 1441 als Mandat für einen Angriff gegen den Irak

BERLIN taz ■ Weitgehend unbemerkt haben die Grünen eine Korrektur ihrer bisherigen Haltung zu einem möglichen Irakkrieg vollzogen. Während die Partei bisher den Standpunkt vertrat, ohne ein UNO-Mandat sei ein US-Einsatz gegen Irak völkerrechtswidrig, wertet die Grünen-Spitze jetzt bereits die vorliegende Sicherheitsrats-Resolution 1441 als Mandat. „Es bedarf keiner zweiten Resolution“, stellte Außenminister Joschka Fischer gestern in der Sendung „Maischberger“ klar. Im selben Sinne hatte sich zuvor der Parteirat geäußert. Auch die US-Regierung teilt diese Einschätzung.

Die Interpretation von 1441 ist strittig, da Saddam Hussein dort nur „ernsthafte Konsequenzen“ angedroht werden. Der Grünen-Parteitag in Hannover hatte darum noch am 8. Dezember beschlossen, den USA im Falle eines Alleingangs Überflug- und Nutzungsrechte von Stützpunkten in Deutschland zu verweigern. Parteichefin Angelika Beer bekräftigte den Beschluss am 9. Dezember mit dem Hinweis, ein Vorgehen der USA ohne UN-Mandat sei ein Angriffskrieg, der grundgesetzwidrig sei. Daher müsse die Bundesregierung die Gewährung von Überflug- und Nutzungsrechten verweigern. Außenminister Fischer sprach dagegen wenig später von einer „Debatte von gestern.“ Am Montag dieser Woche übernahm dann Beers Kovorsitzender Reinhard Bütikofer nach den Sitzungen von Bundesvorstand und Parteirat die neue Position.

PATRIK SCHWARZ

meinung und diskussion SEITE 12

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen