taz-Serie Angezapft (3): Im Elterncafé: Politik vorm Bällebad

Am Tresen, am Stammtisch und im Café wird über die Wahl am 24. September diskutiert. Die taz hört zu. Diesmal im Elterncafé Schönhausen in Pankow

Auch im Elterncafé wird auf Nachfrage politisiert Foto: Sebastian Erb

Das Elterncafé Schönhausen in der Pankower Florastraße ist auf den ersten Blick kein politischer Ort. Die Gespräche drehen sich eher um Kitaplatzsuche und Kinderkacke (was hier tatsächlich wörtlich gemeint ist) denn um die Frage, ob Martin Schulz die bessere Angela Merkel ist. Letzteres würden viele hier im Übrigen insgeheim sicher verneinen: Pankow ist zwar links regiert, doch hier in der Florastraße fühlt sich der Wähler zwischen Baugruppen-Biedermeier und Bioladen bei der CDU insgeheim gar nicht so schlecht aufgehoben: Erststimme Grün (wegen des Bioladens), Zweitstimme kriegt Merkel.

Also doch nicht so unpolitisch hier. Rein ins Schönhausen, auf einen Cappuccino mit den Pankower Krabbelkindern samt Eltern. Die sind an diesem Nachmittag paar Tage vor der Bundestagswahl nur spärlich vertreten. Die Sonne ist doch noch herausgekommen, eher Spielplatz- als Caféwetter also.

Vor dem Bällebad sitzt immerhin Ines, die nur ihren Vornamen in der Zeitung lesen will, samt Mann und Töchterchen. Der Kaffee ist alle, Töchterchen und Mann sind mit den Bällen beschäftigt, klar können wir da kurz über Politik sprechen.

Ines wählt wahrscheinlich SPD oder CDU, das hat ihr auch der Wahl-O-Mat geraten, dieser Express-Gesinnungstest der Bundeszentrale für politische Bildung. „Angela Merkel ist mir sympathisch. Bei der SPD überzeugt mich deren Familienpolitik – dass sie hier in Berlin zum Beispiel die Kitagebühren abgeschafft haben, das finde ich richtig gut.“

Ines ist Bürokauffrau, in Berlin aufgewachsen, die letzten zwölf Jahre hat sie allerdings in den USA gelebt. „Maryland, Ostküste. Ich habe dort für eine Krankenversicherung gearbeitet.“ Als Trump Präsident wurde und das öffentliche Gesundheitssystem massiv zusammenkürzte, verlor Ines ihren Job. „Aber mein Mann und ich wollten sowieso weg, nachdem Trump gewählt wurde.“ Die Stimmung in den USA, der offene Rassismus in der Gesellschaft, hat ihnen Angst gemacht.

Ihr Mann, US-Amerikaner, versteht noch kein Deutsch und schaut beim Wort „Trump“ misstrauisch herüber. Ob das etwa ein Zeitungsinterview werden solle? „Mein Mann hat’s nicht so mit Politik“, sagt Ines entschuldigend.

Jetzt, zurück in Berlin, macht Ines die AfD Sorge. „Die sind ja genauso bescheuert und rassistisch wie Trump. Aber in meiner Familie gibt’s sogar ein paar, die die wählen.“

Ach so, und was ist mit den Grünen? „Mit denen kann ich nicht so richtig was anfangen“, sagt Ines. Ganz klar, eine Neu-Pankowerin.

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