risikoabschirmung: Ein Ende mit Schrecken
Risikoabschirmung – ein schönes Wort! Klar und positiv und nur auf Deutsch zu haben. Schon als Anglizismus wird es zur Farce. Umbrella – Schirm, wer vertraute denn leichtfertig etwa einer „Deumbrellation“? Läge die Täuschung da nicht auf der Hand? So erinnert das Wort in verbrämter Manier an all die Landowskys und Co., die gerne Parapluies empfehlen, um sich vor Eierwerfern zu schützen.
Kommentar von WALTRAUD SCHWAB
Unter Verweis auf die heimlichen Versprechen, die das Wort macht, soll heute in Berlin ein Schlussstrich unter die Bankenaffäre gezogen werden. Vorläufig jedenfalls. Denn schnell könnte sich auch bei der jetzt geplanten Deckungsaktion zeigen, dass Schirme oft zu spät aufgespannt werden. Gegen Fragen bieten sie ohnehin keinen Schutz. Derer aber gibt es viele. Warum beispielsweise muss das Okay des Abgeordnetenhauses unter solchem Zeitdruck durchgepeitscht werden? Sind Volksvertreter ohne weiteres befugt über einen Sachverhalt abzustimmen, der die nächsten sieben Wahlperioden in Mitleidenschaft zieht? Insbesondere dann, wenn viele den Sachverhalt – zugegebenermaßen – nicht durchdringen. Nicht einmal durchdringen können. Wo bleibt die Nachhaltigkeit? Ist so etwas mit demokratischen Grundsätzen noch vereinbar? Wäre ein Bürgerbegehren gegen ein „Ja“ denkbar? Wie wurde geprüft, ob die Bankgesellschaft nicht auch trotz Risikoabschirmung pleite geht? Wird das Modell Schule machen? Würde ein „Nein“ teurer kommen? Oder würde vor allem das Prestige der Akteure, jener Schirmherren also, die Berlin in diese Situation gebracht haben, geschädigt? Eine Bankenpleite soll Aufschluss über die tatsächlichen Umstände und die bisher noch ungenannten Risiken erst ermöglichen. Allenthalben wird das Bild der Wahl zwischen Pest und Cholera bemüht. Geht es nicht eher darum, „ein Ende mit Schrecken, als einen Schrecken ohne Ende“ in Kauf zu nehmen, da „Risikoabschirmung“ bestenfalls als Euphemismus brilliert?
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