orte des wissens: Maschine im Nebel
Das EU-Programm „Agrifood TEF“ fördert Forschungsprojekte zum Einsatz künstlicher Intelligenz in der Landwirtschaft an der Hochschule Osnabrück
Landwirtschaft – diejenigen, die mit ihr seltener in Berührung kommen, Kühe nur von der Schokoladenverpackung und Äcker von Desktop-Hintergrundbildern kennen, haben oft eine romantische Vorstellung davon, wie dort gearbeitet wird. Dass Landwirtschaft nicht isoliert von Modernisierungsprozessen stattfindet, sondern eher das Gegenteil der Fall ist, zeigt ein Forschungsprojekt zu autonomer Agrartechnik im Ackerbau in Osnabrück.
Entsprechende Forschungen, bei denen die Deutsche Forschungsstelle für künstliche Intelligenz (DFKI), die Hochschule Osnabrück und Agrotech Valley beteiligt sind, werden durch die Förderinitiative Agrifood Testing and Experimentation Facility – kurz „Agrifood TEF“ – mit bis zu zehn Millionen Euro von der EU finanziert. Die Initiative agiert inzwischen europaweit und hat auch Forschungsstandorte in Frankreich und Italien.
Doch warum braucht man überhaupt mehr Maschinen in der Landwirtschaft, die Arbeiten ohne oder mit geringer menschlicher Beteiligung erledigen? Künstliche Intelligenz im Ackerbau – ist das noch natürlich? Die Antworten sind vielfältig: Zum einen ist auch die Landwirtschaft von den großen Problemen der Gegenwart betroffen: Der Klimawandel sorgt für eine kürzere Erntesaison und geringere Erträge. Auch der Fachkräftemangel ist in dem ohnehin eher unbeliebten Berufsfeld groß.
Roboter können Menschen bei der Feldarbeit ersetzen
Der Einsatz KI-basierter Technik kann also bei der Kontrolle der Felder und der Beschaffenheit des Bodens behilflich sein. Ackerarbeiten, die sonst mit mehreren von Personen geführten Maschinen bewältigt werden müssen, kann künftig ein einzigen Roboter erledigen.
Hinzu kommt, dass auch die Landwirtschaft eine Industrie mit gewerblichen Interessen ist. Auch sie sucht Prozesse effizienter zu gestalten, um höhere Gewinne zu erzielen. An den Forschungsstandorten der Agrifood TEF wird deshalb seit Jahresbeginn zur Verbindung von Landwirtschaft und Technologie geforscht. Dabei geht es längst nicht mehr um Grundlagen. Vielmehr sollen die Forschungszentren ergründen, wie KI-basierte Maschinen besser in den Markt eingegliedert werden können.
Das Projekt ist darauf ausgerichtet, dass externe Firmen und Forschende mit eigenen Ideen an die Osnabrücker Gruppe herantreten. Besonders wichtig ist dann die Umsetzung in die Praxis: Um die jeweiligen Innovationen zu testen, ist an der Hochschule eine 500 Quadratmeter große Halle angesiedelt, einschließlich eines Laborbereichs und eines Versuchsfeldes. Dort arbeiten die Maschinen gleich unter Realbedingungen – etwa bei Nebel, wie er oft in Norddeutschland auftritt. Ganz unnatürlich wird es also nicht, trotz künstlicher Intelligenz. Ann-Chrstin Dieker
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