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moneta Niedrige RentenerwartungenLücken-Los

Seit Juni diesen Jahres haben die gesetzlichen Rententräger damit begonnen, allen Versicherten, die älter als 27 Jahre sind, Informationen über die individuell zu erwartende Rentenhöhe zu schicken. Mit Sicherheit werden diese Bescheide viele wachrütteln – verdeutlichen sie doch noch einmal mehr, wie bescheiden die Renten ausfallen werden. Insbesondere Frauen, die nach jüngsten Erhebungen noch immer ihre Renten viel zu hoch einschätzen, dürften bei diesen Zahlen erblassen.

Die Blässe könnte sich allerdings steigern, wenn ins öffentliche Bewusstsein tritt, dass die jetzigen Hochrechnungen auf extrem optimistischen Annahmen beruhen. Sie gelten erstens nur, wenn bis zum 65. Lebensjahr die gleichen Beiträge eingezahlt werden. Jede Lücke im Rentenverlauf – wie z.B. Kindererziehung oder Arbeitslosigkeit – führt zu Abstrichen bei der Rente. Zweitens beruhen die Hochrechnungen auf der Annahme, dass es keine weitere Rentenreform mehr geben wird. Da aber schon die Riester-Reform auf der abenteuerlichen Annahme basiert, die Arbeitslosigkeit bis 2025 auf 3 Prozent reduzieren zu können, dürfen wir davon ausgehen, dass die nächste Reform nicht lange auf sich warten lässt.

Bis es soweit ist, hat Stiftung Warentest vielleicht die methodischen Fehler in ihrer jüngsten Studie aufgearbeitet und sich kompetentere Analysten ins Haus geholt. Bis es soweit ist, haben wir hoffentlich dann auch mehr Steuerentlastung für Vorsorgebeiträge.

Und vielleicht findet ja auch Bernd Katzenstein, Deutsches Institut für Altersvorsorge (DIA), mehr Gehör. Als Konsequenz aus dem erschreckenden Verdrängungsmechanismus von Frauen, wenn es um ihre Rente geht, fordert er eine „frauenspezifische Aufklärung“, die klar macht, „wie wenig Zeit bleibt, die Lücken zu schließen“.

Dem schließe ich mich an. Seit 1987.

Fotohinweis: Susanne Kazemieh ist Finanzmaklerin und Gründerin der Frauenfinannzgruppe, Grindelallee 176, 20144 Hamburg, Tel.: 41426667, FAX: 41426668info@frauenfinanzgruppe.de

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