lehrter bahnhof: Kürzer, schneller, effektiver?
Das Unternehmen Deutsche Bahn AG ist für Bahnchef Mehdorn in erster Linie eine betriebswirtschaftliche Größe. Die Zufahrten werden teurer. Bahnhöfe mutieren zu Warenhäusern, aus denen die Obdachlosen verbannt sind. Die Neuinvestitionen müssen sich rechnen, egal was dabei herauskommt. Pünktlicher sind die Züge damit nicht geworden. Und der geplante Lehrter Zentralbahnhof wird nach diesem Rezept auch nicht schneller fertig. Was macht die Bahn falsch in Berlin?
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Mehdorn verwechselt Effektivität mit Qualität und einem Gesamtkonzept. Die Variante, das lange Glasdach über dem neuen ICE-Haltepunkt eventuell zu kürzen, damit der Bahnhof rechtzeitig 2006 für die Fußball-WM fertig gestellt werden kann, ist dafür der letzte Beweis. Es kümmert nicht, ob die Umplanung teurer wird, Hauptsache, das Milliardending steht. Gleichgültig ist, wie die verkürzte Trasse sich zum Rest des Bahnhofs verhält. Und zu den Vorstellungen der Architekten soll Mehdorn gesagt haben, was man als „Götz von Berlichingen“-Zitat kennt.
Dass der Druck, 2006 den Bahnhof eröffnen zu können, so groß geworden ist, muss sich die Bahn selbst zuschreiben. Das Monstrum an der Spree mit seinen tiefen Tunneln hat die Planer der Bahn überfordert, die Termine und Kosten aus dem Ruder laufen lassen. Statt sich am reduzierten Bedarf schon Mitte der 90er-Jahre zu orientieren, hat man am megalomanen Anspruch, den Hauptstadt-Superbahnhof entstehen zu lassen, festgehalten. Das ist konzeptionslos. Jetzt hängt das Projekt, wird kürzer, Mehdorn nennt das effektiver.
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