kommentar von Kai von Appen zu Verdrängungstendenzen im Schanzenviertel: Spekulanten im Blick behalten
Die Uhr tickt: Am 1. April könnte das Ende des „Schanzensterns“ besiegelt sein. Das Restaurant und Gästehaus ist ein Symbol für linkes und alternatives Leben im Schanzenviertel und wäre ein weiteres Opfer der Gentrifizierung im Stadtteil.
Daher ist es richtig, wenn die Anwohner mit dem vorgezogenen Schanzenfest ein Zeichen für den Erhalt des Schanzenhofs setzen wollen, also für die ganze Immobilie zwischen Bartels- und Schanzenstraße. Auch wenn das dort unter anderem geplante Hostel mit Acht-Betten-Zimmern jetzt kein Projekt ist, welches das ganze Viertel deutlich verändern wird. Anders als die ganzen Edel-Boutiquen drumherum oder das Mövenpick-Hotel im Schanzenpark oder das Restaurant „Bullerei“ von Promi-Koch Tim Mälzer am Schanzenbahnhof.
Eines aber sollte bei dem Versuch, den Schanzenhof zu retten, nicht vergessen werden: Verantwortlich für die jetzige Situation ist der damalige CDU-Senat, der das Grundstück 2006 privatisiert und auf den freien Immobilienmarkt geworfen hat. In den folgenden zehn Jahren sind viele Spekulanten rücksichtslos mit dem Projekt umgegangen. Auch den Gebrüdern Schommartz, die das Objekt zuletzt gekauft haben, geht es darum, einen schnellen Euro zu machen. Ohne Rücksicht auf Verluste und ohne die Bedürfnisse des Viertels zu berücksichtigen.
Die neuen Besitzer haben den Konflikt geschürt und sie sind neben dem damaligen CDU-Senat die Adressaten der Gentrifizierungsgegner. Wer der Verdrängung des Schanzenhofes entgegenwirken will, muss die Schommartz-Brüder im Blick behalten.
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