kein frieden mit arafat: Israel muss seine Grenzen schließen
Dass Arafat kein Partner für den Frieden ist, war Scharon schon länger klar. Inzwischen hofft der israelische Premier offenkundig auf ein baldiges Ende des alternden Palästinenserführers. Dieser Wunsch ist angesichts des anhaltenden Terrors durchaus verständlich. Solange Arafat das Sagen in den Palästinensergebieten hat, wird die Gewalt nicht enden. Jede weitere Friedensvereinbarung dürfte so folgenlos bleiben wie die bisherigen. Woran es liegt, mag dahingestellt bleiben: ob an Arafats mangelndem Willen oder an der zunehmenden Anarchie in seinem Herrschaftsgebiet. Sicher ist, dass Scharon erneuten politischen Verhandlungen nicht zustimmen wird, solange die Gewalt anhält. Was ihm gleichzeitig die bequeme Möglichkeit bietet, gar nicht erst offen legen zu müssen, ob er seinerseits überhaupt zu Zugeständnissen bereit ist.
Kommentarvon SUSANNE KNAUL
Angesichts des Dauerpatts würden nicht wenige israelische Politiker Arafat lieber heute als morgen nach Tunesien zurückschicken. Oder besser noch seinen Namen auf die Liste der zu exekutierenden Terroristen setzen. Denn bis der unermüdliche Kämpfer – der Attentate und Flugzeugabstürze überlebt hat – natürlich von dieser Welt scheidet, können Jahre vergehen.
Doch das Problem für die israelischen Falken: Jede Maßnahme gegen Arafat würde dessen Nachfolge erheblich beeinflussen. Ein Mordanschlag würde die islamistischen Fundamentalisten stärken – ebenso wie eine Exilierung von Arafat. Die moderaten Kräfte in den palästinensischen Gebieten würden nur an Zulauf gewinnen, wenn Arafat einem Putschversuch der Fundamentalisten zum Opfer fiele. In diesem Fall könnte sich der Chef des Nachrichtendienstes im Westjordanland, Jibril Rajoub, durchsetzen, der an einer Aussöhnung mit Israel interessiert ist und unlängst einen Anti-Terror-Plan ausarbeitete, mit dem er bei Arafat auf taube Ohren stieß.
Zum Unglück Rajoubs und der Israelis erklärten Hamas und Dschihad jedoch, dass es keine Gewaltakte gegen Landsleute und Glaubensbrüder geben werde. Solange Arafat herrscht, bleibt den Israelis nur, ihre Selbstverteidigung zu intensivieren. Eine einseitige Trennung vom Westjordanland mit Grenzanlagen, wie sie zwischen dem Gaza-Streifen und Israel bereits existiert, würde die Sicherheit für die israelischen Zivilisten deutlich verbessern. Dies wäre aber nur finanzierbar, wenn Siedlungen aufgelöst würden. Dafür ist jedoch keine Mehrheit abzusehen. Und so bleibt es bei der Hängepartie in Nahost.
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