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heute in hamburg„Den Bass wieder andrehen“

Thore Debor 44, ist Geschäftsführer des Hamburger Clubkombinats, einer Vereinigung von Musikclubs, Party- und Konzertveranstaltern.

Interview Arne Matzanke

taz: Sommer, Sonne, sinkende Inzidenz – hat das Clubkombinat große Lust zu tanzen?

Thore Debor: Wir würden nichts lieber tun, als den Bass wieder anzudrehen. Das würden wir natürlich umso lieber auch auf „Tanzlustbarkeiten“ anbieten – um im Sprech des Senats zu bleiben.

In Niedersachsen haben die Clubs bereits geöffnet, in Berlin gibt es Pilotprojekte. Wie ist die Lage zwischen Ihnen und dem Senat?

Die Hamburger Linie ist restriktiv. Wir stehen im Kontakt mit dem Senat. Kontakt allein reicht aber nicht. Wir wollen dahin kommen, dass wir lösungsorientiert an einem Tisch sitzen und uns nicht nur die gegenseitigen Standpunkte vortragen. Von Senatsseite gibt es sehr starke Bedenken wegen der Delta-Variante und etwaiger Folgemutanten. Obwohl diese Voraussetzungen auch für andere Gewerbe bestehen, werden wir Clubbetreibende und mit uns die Kultur- und Veranstaltungswirtschaft sowie Bars und Kneipen an der kurzen Leine gehalten.

Wie bewerten Sie das Geschehen um die illegalen Partys in Hamburg?

Da schlagen zwei Herzen in der Veranstalterbrust. Wir können das natürlich nachvollziehen. Tanzen ist gerade für jüngere Menschen ein ausgeprägtes Bedürfnis. Dass die Menschen dieses Gefühl nun im öffentlichen Raum stillen, war vorhersehbar. Auf der anderen Seite wollen wir natürlich, dass dabei möglichst alles sicher ist. Wir würden gerne als Problemlöser und nicht Problemverursacher wahrgenommen werden. Clubs können einen Beitrag zur Eindämmung beitragen.

Welcher wäre das?

Die Testnachfrage bei jüngeren Leuten würde durch die Öffnung der Clubs beispielsweise erhöht werden. Das würde dazu führen, dass sich auch außerhalb der Clubs die Verbreitungsketten schneller erkennen ließen. Hinzu kommt, dass wir auch sicheres Feiern ermöglichen könnten. Dazu müsste in einem ersten Schritt das Tanzverbot aufgehoben werden. Es gibt Hygienemaßnahmen, die international und national bereits angewendet werden. Auch Tanzdemos haben gezeigt, dass es kreative Lösungen gibt, um vorerst mit Abstand zu tanzen.

Was ist, wenn die Inzidenz wieder steigt?

Wir sind die Letzten, die sagen: „Macht alles auf!“ Wir wollen Leitplanken, die in beide Richtungen Planungssicherheit geben. Es kann nicht sein, dass wir immer auf kurze Sicht fahren. Es geht nicht um einen konkreten Zeitpunkt, sondern darum, Rahmenbedingungen zu formulieren, die der Branche eine Perspektive liefern. Die gibt es in Hamburg zurzeit nicht.

Alkohol und Regeln – wird das klappen?

Wir müssen uns ja selbst an die neuen Gegebenheiten Schritt für Schritt herantasten. Deswegen wäre das Angebot erst mal mit angezogener Handbremse. Wenn sich in der Praxis zeigt, dass unsere Maßnahmen durch leichtsinniges Verhalten nicht funktionieren, könnten wir sofort nachbessern, ohne dass ein großes Risiko besteht, weil sich gleich 1.000 Leute auf den Füßen stehen.

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