heute in bremen: „Gibt es dann noch genug Personal?“
Ingo Tebje
49, ist Sprecher für Wirtschaft und Arbeit der Fraktion „Die Linke“ in der Bremischen Bürgerschaft.
Interview Mahé Crüsemann
taz: Herr Tebje, wie kann Reden den Gastronom:innen in Bremen jetzt noch helfen?
Ingo Tebje: Wir möchten in die Zukunftsdiskussion einsteigen und schauen, was dieses Jahr funktionieren kann. Da werfen wir auch einen Blick auf die Situation 2020. Einige Maßnahmen haben da durchaus geholfen.
Was waren das für Maßnahmen?
Zu Beginn der Pandemie hat der Bremer Senat die Gastronom:innen noch vor dem Bund finanziell unterstützt. Schon letztes Jahr haben wir uns um mehr Freiflächen für Veranstalter:innen bemüht. In Zeiten der Pandemie ist die Öffnung von Außengastronomie der wichtigste Schritt. Jetzt planen wir, vermehrt Außenveranstaltungen in den Blick zu nehmen, also etwa Open-Air-Konzerte. Gemeinsam mit dem Bremer Gastroverband haben wir außerdem die Bremer Gast-App entwickelt, die die Kontaktverfolgung einfacher macht.
Wie schlimm ist es denn gerade für die Bremer Gastronom:innen?
Finanziell sieht es für die allermeisten sehr finster aus. Und ich kann den Frust und Ärger voll und ganz verstehen. Das Wasser steht der gesamten Branche bis zum Hals.
Nun sind ja durch die Bundesnotbremse sehr konkrete Inzidenz-Grenzwerte festgelegt. Wie kann man damit umgehen bei der Suche nach einem langfristigen Ausblick?
Wir hatten gehofft, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt weiter wären bei der Senkung der Inzidenzen und konkreten Öffnungsschritte. Das war ja auch die Kritik vom Gastroverband, der ein Modellprojekt für Bremen fordert. Aber ab einer Inzidenz von unter 100 darf man die Außengastronomie wieder öffnen, da setzen wir an.
Aber um diesen Grenzwert von 100 kommt man auch in Bremen nicht drumrum, oder?
Ich bezweifle, dass es wünschenswert wäre, bei einer Inzidenz über 1.00 die Gastronomie zu öffnen. Am Beispiel anderer Modellprojekte wie etwa in Rostock sehen wir, dass die Inzidenzen dort trotz Tests und Maßnahmen stark gestiegen sind. Wir müssen uns etwas anderes überlegen.
Online-Diskussion: „Wie kommt die Gastronomie aus der Krise?“, mit Vertreter:innen aus Gastronomie, Politik und Gewerkschaft, 18 Uhr, linksfraktion-bremen.de
Wie kann es denn hier anders laufen?
Wir sind in einer anderen Lage als letzten Sommer. Wir brauchen den Lockdown, um die Zahlen runterzubringen, wir sind aber auch schon einen Schritt weiter mit den Impfungen. Wenn man das bedenkt, dann muss irgendwann Außengastronomie auch wieder möglich sein.
Worüber werden Sie morgen diskutieren?
Es wird viel über die Selbstständigen in der Branche gesprochen, natürlich auch zu Recht. Aber wir möchten auch festangestellte Beschäftigte und die Gewerkschaft zu Wort kommen lassen. Manchmal ist die Lage der Beschäftigten etwas unter den Tisch gefallen, scheint mir. Wie ist deren Situation? Wie sieht es aus, wenn die Öffnungen kommen, gibt es dann überhaupt noch genug Personal? Wir möchten gemeinsam gucken, welche Rahmenbedingungen es braucht, um schnell möglichst viel wieder öffnen zu können.
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