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heute in bremen„Ausbeutung auf allen Ebenen“

Foto: Knut Hildebrandt

Luna ist 27 Jahre alt und engagiert sich seit zwei Jahren bei Robin Wood.

Interview Karolina Meyer-Schilf

taz: Luna, Sie fahren mit dem Floß von Hannover nach Bremen . Sind Sie an vielen glücklichen Hühnern vorbeigekommen?

Luna: Wir haben weder glückliche noch unglückliche Hühner gesehen. Die unglücklichen Hühner sind nicht weit weg von unserer Strecke in den Hochburgen der Massentierhaltung Vechta und Cloppenburg. Aber die Auswirkungen der Massentierhaltung bleiben ja auch nicht im jeweiligen Landkreis.

Was sind das für Auswirkungen?

Da ist zum einen die Belastung des Grundwassers mit Nitrat. Stickstoff wiederum gelangt in die Luft, wird dort von den Bäumen aufgenommen und geht in die Wälder. Die Bäume brauchen zwar Stickstoff, nur wenn die Konzentration zu hoch wird, werden die Bäume brüchiger und das ganze Ökosystem drumherum verändert sich. Stickstoffliebende Pflanzen wie Brombeeren und Holunder breiten sich aus, während andere Arten zurückgedrängt werden. Aber auch im globalen Süden sind die Auswirkungen zu spüren, denn um das Soja anzubauen, das hier den Tieren verfüttert wird, wird dort Tropenwald im großen Stil abgeholzt.

Sie legen mit dem Floß auch immer wieder an, um mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Sind die gut informiert?

Einige lesen über die Problematik täglich in der Zeitung und sind dann aber doch überrascht, in wie engem Zusammenhang die Tierhaltung mit dem Zustand der Wälder vor Ort zu tun hat. Die ökologischen Auswirkungen dieser Massentierhaltung sind vielen Menschen nicht klar.

Was ist Ihrer Meinung nach das größte Problem an der Massentierhaltung?

Infostand und Floßbesichtigung ab 12 Uhr an der Schlachte, Anleger 2. Das Robin-Wood-Floß bleibt bis Sonntag

Das kann man so gar nicht sagen: Alles spielt zusammen. Grundsätzlich sind es viel zu viele Tiere auf viel zu wenig Fläche. Das ist keine artgerechte Haltung. Es gibt die ökologischen Auswirkungen, die tierrechtlichen Auswirkungen – und die Ausbeutung der Menschen, die für viel zu wenig Geld in den Schlachthöfen arbeiten. Es ist Ausbeutung auf allen Ebenen.

Was haben Sie hier in Bremen vor?

Wir haben einen Infostand an der Schlachte und wollen gern mit den Leuten ins Gespräch kommen. Man kann natürlich auch unser Floß besichtigen, und heute Abend gibt es auch noch ein Konzert.

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