gewaltschutz: Ansatz gut, bitte mehr!
Was lange währt, wird endlich gut: Vor fast fünf Jahren hat die Berliner Initiative gegen Gewalt (BIG) angefangen, einen Gesetzentwurf zu erarbeiten, der die Schutzmaßnahmen für Opfer häuslicher Gewalt verbessert und jetzt in einem Berliner Modellversuch erstmals Realität wird: Wer zu Hause schlägt, fliegt raus.
Kommentar von SUSANNE AMANN
Obwohl es lange gedauert hat, ist es gut, dass Polizisten vor Ort Platzverweise für Gewalttäter aussprechen können, die Opfer ihre vertraute Wohnung nicht verlassen müssen und nun rechtliche Möglichkeiten haben, sich auch längerfristig vor ihren Peinigern zu schützen.
Aber selbst wenn der Modellversuch nach sechs Monaten erfolgreich auf ganz Berlin ausgedehnt werden sollte, ist das nicht mehr als ein erster Schritt. Denn wer häusliche Gewalt bekämpfen will, der darf sich nicht nur mit den Folgen für die Opfer auseinander setzen, sondern muss sich auch mit den Tätern beschäftigen. Und genau daran mangelt es bei dem Berliner Modellprojekt: Sobald der Täter aus dem Haus ist, steht er allein da, um ihn kümmert sich keiner. Dass er nach sieben Tagen Wohnungsverweis geläutert und Besserung gelobend nach Hause kommt, ist mehr als unwahrscheinlich.
Um häusliche Gewalt nicht nur nach einem Polizeieinsatz, sondern vielleicht sogar schon im Vorfeld verhindern zu können, sind also Angebote gefragt, die den Täter zum Nachdenken bringen: Gesprächsrunden, Familientherapien. Zusammen mit dem Druck, den der Rausschmiss aus der Wohnung bringt, könnte das dazu führen, dass die Berliner Polizei jeweils nur einmal ausrücken muss.
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