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das wird„Ein Eingeständnis habe ich umsonst gesucht“

Evelyn Steinthaler liest in Bremen aus ihrem Buch über Nazi-Diven. Zur Illustration gibt’s danach einen Film mit Zarah Leander

Interview Wilfried Hippen

taz: Frau Steinthaler, Sie beschreiben in Ihrem Sachbuch die Karrieren der Schauspielerinnen Lida Baarova, Zarah Leander, Marika Rökk und Kristina Söderbaum. Die vier feierten als Ausländerinnen im Dritten Reich Erfolge. Was ist Ihre Leitfrage?

Evelyn Steinthaler: Warum geht man ohne Not in eine Diktatur, um dort als Künstlerin zu arbeiten? Derartige „Dienste“ von Künst­le­r:in­nen haben ja nach 1945 international nicht aufgehört. Mich hat aber eben speziell interessiert, warum Künstlerinnen aus dem fremdsprachigen Ausland nach 1933 nach Deutschland gingen. Ich finde es auch wichtig zu unterscheiden, wer war schon in dem Land und hat sich dem Regime unterworfen, um die Karriere nicht zu gefährden, und wer ist eben überhaupt erst in die Diktatur gezogen.

taz: Und welche Motive haben Sie da gefunden?

Steinthaler: Man darf nicht vergessen, welche Rolle die deutsche Filmindustrie vor 1933 international gespielt hatte. Für diese Diven war die Verführung durch den Luxus, der ihnen vom Regime geboten wurde, sicher zentral. Und: Es muss, gerade bei Rökk, den Moment gegeben haben, als ihr klar wurde, dass sie in den USA nie solch ein Star werden würde.

taz: Welche Rolle spielt es, dass die vier Ausländerinnen waren?

Foto: Frank Jödicke

Evelyn Steinthaler

Jahrgang 1971, Schriftstellerin. In diesem Jahr erschienen ist ihr Buch „Schau nicht hin. Kunst als Stütze der Macht. Die Geschichte der Diven des NS-Kinos“, Kremayr & Scheriau, Wien, 208 S., 25 Euro.

Steinthaler: Eine sehr große. Mit diesen Frauen war es dem Regime möglich, dem Publikum eine gewisse Internationalität NS-Deutschlands vorzutäuschen. Sie haben auch international das Regime legitimiert.

taz: Wie haben die Diven nach 1945 reagiert?

Steinthaler: Sie verstanden sich nach 1945 natürlich als unpolitisch, ein Eingeständnis habe ich umsonst gesucht. Die Aussage Leanders, sie hätte sich nichts vorzuwerfen und in keinem Propagandafilm mitgespielt, fand ich frech, denkt man nur an den Blut-und-Boden-Film „Heimat“ von 1938 oder den Durchhaltefilm „Die große Liebe“ von 1942.

taz: Marika Rökk und Zarah Leander waren auch nach dem Krieg beliebt und erfolgreich. Wie erklären Sie sich das?

Lesung, anschließend Vorführung des Films „Zu neuen Ufern“, von Detlev Sierck mit Zarah Leander, im Kino City 46, Bremen, 8. 11., 20 Uhr

Steinthaler: Beide haben nach dem Krieg ihrem treuen Publikum einen Ausweg gezeigt, wie man das eigene Engagement in der NS-Zeit idealerweise abschüttelt. Dazu war Rökk für ihr Publikum gut „greifbar“ und Leander war eben die eine große Diva, die sich Deutschland ausgesucht hat. Leander hat natürlich auch für ein schwules Publikum nach dem Krieg mit ihren Konzerten Räume aufgemacht, wo man sich treffen konnte, während Homosexualität noch immer verfolgt wurde. Wenn wir daran denken, wie mit Marlene Dietrich zur gleichen Zeit in Deutschland umgegangen wurde, erklärt sich wohl auch der Erfolg von Rökk und Leander nach 1945.

taz: In Bremen wird ja nach Ihrer Lesung der Film „Zu neuen Ufern“ gezeigt. Haben Sie schon Erfahrungen mit solchen „double bills“ gemacht?

Steinthaler: Mit meinem Buch „Mag’s im Himmel sein, mag’s beim Teufel sein“ hatten wir in Wien eine Diskussion zu Hans Albers und dann wurde „Große Freiheit Nr. 7“ gezeigt. Das ist aber natürlich noch mal was anderes, wurde der Käutner-Film doch im „Reich“ nicht mehr gezeigt. Der Film hatte erst im September 1945 seine Premiere in Westdeutschland. „Zu neuen Ufern“ ist ja in Details durchaus visionär dem NS-System entsprechend. Ich bin schon sehr auf den Abend in Bremen gespannt.

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