das portrait: Bernhard Witthautmuss künftig leiser sprechen
„Wer längere Laufzeiten für Atomkraftwerke beschließt, darf sich nicht über längere Laufzeiten für Castor-Transporte wundern.“ Mit solch markigen Sprüchen sorgte Bernhard Witthaut für Aufsehen, nachdem er 2010 zum Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP) gewählt worden war. Einen „Klartextredner“ nannte ihn damals das Handelsblatt.
In seinem neuen Job ist schon von Amts wegen mehr öffentliche Zurückhaltung gefragt. Die niedersächsische Landesregierung bestimmte den 63-jährigen Polizeibeamten gestern zum neuen Präsidenten des Landesamtes für Verfassungsschutz. Witthaut wird zum 1. Januar Nachfolger von Maren Brandenburger – sie war Ende November zurückgetreten, weil ein V-Mann des Verfassungsschutzes in der linken Szene Göttingens durch eine Panne in ihrer Behörden aufgeflogen war.
Ob Witthaut den Verfassungsschutz mehr abschottet als seine um Ausgleich und Transparenz wenigstens bemühte Vorgängerin und wie der Geheimdienst künftig seine Aufmerksamkeit gewichtet, bleibt abzuwarten. Einen Fingerzeig könnte wiederum seine Zeit als GdP-Chef liefern. Da forderte er den starken Staat und eine Warndatei für „auffällige Personen“. Falle jemand im Internet in Blogs und Foren mit „kruden Gedanken“ auf, solle er in einer Datei erfasst werden, zitierte ihn der Spiegel. Es ging Witthaut wohl um Personen, die noch keine Straftat begangen, aber sich irgendwie merkwürdig verhalten hatten.
Witthaut stammt aus Hagen am Teutoburger Wald. Gleich nach dem Abitur trat er in den Polizeidienst ein. Er war bei der Schutzpolizei, Dienststellenleiter in Vechta und Osnabrück und Zugführer einer Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei. Von 1997 bis 2010 amtierte er als Landesvorsitzender der GdP. Nach seiner Zeit als GdP-Bundeschef hatte ihn Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) zum Polizeipräsidenten in Osnabrück ernannt. Von dort wechselt er nun nach Hannover. Witthaut ist wie seine Vorgängerin Mitglied der SPD.Reimar Paul
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