das ding, das kommt: Mit Ohr und Fuß
Rotlichtviertel, Amüsiermeile, Kultkiez: St. Pauli mag zu Hamburgs, ach was: Westeuropas ärmsten Quartieren gehören, oder das zumindest vor Kurzem noch getan haben. Kein Mangel herrscht an mehr oder minder euphemistischen Umschreibungen für diese rund zweieinhalb Quadratkilometer nördlich des Hafens. Der ist bekanntlich das wirtschaftliche Herz der Kaufleutestadt, je mehr diese Rolle aber unter Druck gerät – irgendwann werden die dann gängigen Supercontainerschiffe diese Nichtküstenstadt ja schlicht nicht mehr anlaufen können –, umso mehr setzen die Pfeffersäcke ja auf die Früchte des Fremdenverkehrs. Und für den wiederum spielt der Stadtteil eine ganz zentrale Rolle. Und das nicht nur fürs gern als bieder abgekanzelte Musical-, sondern genauso für allerlei ach so alternatives Politpublikum; alles eine Frage des richtigen Marketings.
Apropos: „Das Prestige von St. Pauli ist eines der wichtigsten Aushängeschilder des Hamburger Stadtmarketings“, schreiben dieser Tage ganz zutreffend die linken Gruppen Copwatch Hamburg und NIKA Hamburg in einer gemeinsamen Mitteilung: „Was viele Tourist*innen jedoch nicht sehen: An den Rändern des Stadtteils patrouilliert täglich die Polizei“. Etwa um die, ganz ausdrücklich, „öffentlich wahrnehmbare Drogenkriminalität“ zu bekämpfen – dass dabei insbesondere Schwarze Menschen und andere People of Colour kontrolliert werden, möchten die Verantwortlichen natürlich nicht als hoch problematisches Racial Profiling verstanden wissen.
Ganz anders der neue Audiowalk, den Copwatch und NIKA an diesem Wochenende der Öffentlichkeit vorstellen: Entwickelt hat den virtuell unterstützten Rundgang nämlich just ein Bündnis aus Betroffenen von rassistischer Polizeigewalt, Anwohner*innen und Aktivist*innen: „Es sprechen Menschen, die zu St. Pauli gehören, oft jedoch unsichtbar gemacht werden“, heißt es.
Zum Auftakt wird am heutigen Samstagnachmittag um 15 Uhr an die Balduintreppe geladen – eine Ortsmarke, die immer wieder auftaucht in den einschlägigen Polizeimeldungen über des Platzes verwiesene mutmaßliche Dealer und diensthunderschnüffelte Drogendepots. Wer will, kann nun einen Monat lang die Strecke abspazieren und sich per QR-Codes an den jeweiligen Orten dazu passende Audiofiles anhören. Alexander Diehl
„Welcome to the Danger Zone“ – ein Audiowalk gegen rassistische Polizeigewalt. Mehr Infos: https://walk359.uber.space,
https://www.facebook.com/events/133886715253475
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