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corona in hamburg„Es geht darum, dass wir Mensch bleiben“

Turan Koçak,63, führt seit 15 Jahren das Café „Chakra“ in der Susannenstraße im Schanzenviertel.

Interview Johanna Sethe

taz: Herr Koç ak, wie viel Kaffee müssen Sie verkaufen, um die Miete zu decken?

Turan Koçak: Oh, keine Ahnung. Da müsste man jetzt mal ausrechnen, wie oft wir einen Kaffee für 2,50 Euro verkaufen müssten, um eine Ladenmiete von etwa 5.000 Euro zu decken. Zu viel auf jeden Fall, so viel Kaffee kann man nicht verkaufen.

Haben Sie die Coronahilfen der Regierung beantragt?

Ja. Die erste Hilfe haben wir selber beantragt und auch bekommen. Die restlichen Hilfen ab November mussten wir mit unserem Steuerberater beantragen und die sind dann sehr verspätet gekommen. Die Dezemberhilfe zum Beispiel haben wir erst vor zwei Wochen erhalten.

Welche Konsequenzen hatte das?

In erster Linie die, dass wir wochenlang nicht schlafen konnten. Wir haben ja auch keine Informationen gekriegt. Keiner konnte beantworten, warum das so lange gedauert hat.

Wie versuchen Sie das jetzt aufzufangen?

Mit unseren eigenen Kräften, das heißt Familie, Bekannte und Freunde. Alle helfen jetzt mit und bringen das Geld, das sie zu Hause haben.

Und Ihre Mitarbeiter:innen?

Eine Mitarbeiterin ist in Kurzarbeit, die restlichen sind aber jeden Tag hier. Einfach um das Gefühl zu haben, von zu Hause rauszukommen und zur Arbeit zu müssen. Um psychisch stabil zu bleiben und ein möglichst normales Leben zu gewährleisten, das ist der einzige Grund. Es geht nicht mehr darum, dass wir hier Geschäfte machen und Geld verdienen, ganz im Gegenteil. Es geht darum, dass wir Mensch bleiben.

Dann haben Sie ja so einige Hände, die jetzt mit anpacken. Verkaufen Sie gerade viel außer Haus?

„Dann schließen wir und fangen wieder von Null an“

Weil das Wetter so gut ist, wird es gerade mehr, ja. Ansonsten haben wir aber täglich nur drei oder vier Essen verkauft. Das haben wir uns, wie viele andere, anders vorgestellt. Aber es hat nicht so geklappt, wie wir wollten. Weil wir jetzt alle hier sind, versuchen wir, den Laden instand zu halten. Wir streichen neu, reparieren und renovieren gerade selber, um uns zu beschäftigen.

Was brauchen Sie jetzt?

Wir bräuchten auf jeden Fall mehr Hilfen. Die von Januar und Februar zum Beispiel. Es ist Ende Februar und das Geld ist noch nicht da. Das wünsche ich mir als Gastronom. Als Mensch wünsche ich mir einfach, dass ich und alle, die hier sind, gesund bleiben.

Sind Sie hoffnungsvoll?

Also wenn Corona weggeht, dann wird sich alles normalisieren, denke ich, aber diese Hoffnung habe ich noch nicht. Einen Alternativplan aber auch nicht. Wir versuchen, so lange auf den Beinen zu bleiben, wie wir können. Danach schließen wir, gehen nach Hause und fangen wieder von null an. Ich bin ein Widerstandsmensch, Angst habe ich nicht.

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