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corona in bremen„Federn, die zu riesigen Flügeln werden“

Kerstin Holst, 55, ist eine Bremer Künstlerin und Leiterin des Kinderateliers "Roter Hahn" in Gröpelingen des Kultur vor Ort e.V.

Interview Jan Zier

taz: Was muss man sich unter einer Kunsttüte für Kinder vorstellen, Frau Holst?

Kerstin Holst: Das ist eine große weiße Papiertüte, die von den Kindern noch gestaltet werden kann. Sie gehört den Kindern. Darin sind jede Woche neue Kunstmaterialien und eine Anleitung, wie damit umzugehen ist. Wenn sie fertig sind, können die Kinder mit ihrer Kunsttüte wieder kommen und bekommen dann neue Materialien und neue Aufgaben.

Was sind das für Aufgaben?

Zum Teil sind das Arbeiten, die sie dann wieder zurückbringen sollen – die erste Arbeit etwa drehte sich um anzumalende Federn, die alle zusammen zu riesigen Flügeln zusammengesetzt werden und vor denen sich die Kinder als Vögel fotografieren lassen können. Das Foto können sie dann gleich mitnehmen. Wir geben auch Materialien für anspruchsvolle Techniken mit, für den Tiefdruck/Radierungen etwa – dazu bekommen die Kinder dann eine Radiernadel und eine Druckplatte mit, auf der sie arbeiten können. Wir machen dann die Drucke im Atelier für die Kinder, weil sie selbst ja im Moment nicht bei uns arbeiten können.

Seit wann gibt es die „Kunst to go“-Aktion?

Seit letztem Dienstag. Und wir machen das, solange die Beschränkungen weiter bestehen. Das Angebot wurde schon fleißig genutzt, manchmal kamen die Eltern ohne die Kinder, manchmal haben die Kinder noch Geschwister oder Freunde mit gebracht – die durften dann auch eine Kunsttüte mitnehmen.

Wie alt sind die Kinder?

Zwischen fünf und 13 Jahren. Sie kommen im Grunde alle aus Gröpelingen. Weil diese Kinder nicht alle Zeichenmaterialien zu Hause haben, sind in der Tüte auch Stifte, Radiergummis oder Klebe drin.

Wie ist die Resonanz?

Das funktioniert gut! Ich bin erstaunt, wie gut die Aktion angenommen wird. Uns ist wichtig, den Kontakt zu den Kindern und ihren Eltern nicht zu verlieren. Die Eltern sind sehr dankbar, und es kommen auch Kinder aus dem Stadtteil, die sonst nicht bei uns waren.

Wie reagieren die Kinder?

Sehr unterschiedlich. Neulich war ein Mädchen da, dass durch die gegenwärtige Situation so verunsichert war, dass sie gar nicht mehr mit mir gesprochen hat, obwohl sie sonst sehr viel mit mir redet. Viele Kinder genießen es aber auch, mit ihren Eltern mal was anderes zu machen als sonst. Aber sie vermissen ihre Freunde und die Schule. Die Familien halten die Kontaktverbote aber sehr gut ein.

Ihr Konzept lebt sonst sehr von der Eigeninitiative der Kinder. Machen Sie jetzt mehr Vorgaben als sonst?

Nein! Ich schlage – wie sonst auch – Themen vor, aber sie können auch zu ihren eigenen Ideen mit den Kunstmaterialien arbeiten.

Jeden Dienstag und Donnerstag, 16.30 bis 18 Uhr, Gröpelinger Heerstraße 126

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