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bankbilanzenTiefer Sumpf

Der Berliner Sumpf wird immer tiefer. Wer angesichts milliardenschwerer Bilanzfälschungen bei großen US-Unternehmen noch mit dem Finger entrüstet über den großen Teich zeigte, muss nun erst einmal sein Augenmerk vor die eigene Haustür lenken – nach Berlin. Zur Bankgesellschaft, wohin auch sonst?

Kommentar von RICHARD ROTHER

Was man bisher in Deutschland kaum für möglich gehalten hatte, ist nun vielleichteingetreten: Bilanzfälschung im großen Stil. Entgegen eindringlichen Warnungen vor Immobilienfondsrisiken soll die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BBO ab 1997 die Bilanzen der Bankgesellschaftstocher IBG testiert haben. Die Folge: Die risikoreichen Geschäfte wurden munter fortgesetzt. Die mehrheitlich landeseigene Bankgesellschaft gehörte zu diesem Zeitpunkt zu den fünf größten Bankkonzernen in diesem Land. Während in den USA viele gutgläubige Kleinanleger unter dem Bilanzskandal leiden, werden in Berlin die Kosten der Bankenkrise aber direkt sozialisiert. Denn das Land kommt für den Milliardenschaden bei der Bank auf und legt die Kosten per Haushaltskürzungen auf die Berliner Bevölkerung um. 300 Millionen Euro jährlich, die an allen Ecken und Enden fehlen.

Zwar sind die Berliner Finanzprobleme nur zum Teil bankgemacht – dennoch fragen die Berliner zu Recht, wer für den Bankenskandal verantwortlich ist. Warum hat die Bankgesellschaft nicht 1997 das Ruder herumgerissen? Wer wusste von den dramatischen Risiken? Nur die Vorstände oder auch die Aufsichtsräte der Bank, in denen diverse Politiker der großen Koalition saßen? Und was haben sie getan? Eines jedenfalls ist schon heute sicher: Nicht nur die Kosten, auch die Aufklärung der Bankenkrise wird die Stadt noch auf Jahre hinaus beschäftigen.

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