Ägypten gegen Kirche: Streit ums Kloster im Sinai
Wem gehört das Land rund um das seit Jahrhunderten bewohnte Katherinenkloster im Sinai? Laut einem ägyptischen Gericht dem Staat – doch es hagelt Kritik.
Das Katherinenkloster ist das wohl älteste, dauerhaft bewohnte Kloster der Welt: Es wurde Mitte des 6. Jahrhunderts an dem Ort gebaut, an welchem dem Propheten Moses Gott aus einem brennenden Dornbusch erschienen sein soll. Seit 2002 steht es auf der Welterbe-Liste der Unesco. Die Bibliothek mit frühchristlichen Schriften und die Ikonen-Sammlung sind einzigartig. Das Kloster untersteht der griechisch-orthodoxen Kirche des Sinai, die wiederum ein weitgehend autonomer Körper innerhalb des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Jerusalem ist. Etwa zwanzig Mönche leben dort nach Art des frühchristlichen Mönchtums.
Am vergangenen Mittwoch entschied dann das Gericht: Die Mönche des Klosters seien zwar frei, dieses und die umliegenden religiösen Stätten zu nutzen – diese gehören jedoch dem Staat und stehen damit unter Kontrolle der für Antikes zuständigen Behörde. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben: Der ägyptische Staat wolle sich so das Kloster unter den Nagel reißen, die Mönche rausschmeißen und das ganze Gelände in ein Museum verwandeln.
Die Regierung von Abdel Fattah al-Sisi gibt sich Mühe, diese Bedenken zu zerstreuen. Nach Medienberichten sagte er etwa dem griechischen Staatschef Kyriakos Mitsotakis am Telefon, man sei „fest entschlossen, den einzigartigen und heiligen religiösen Status des Katharinenklosters zu bewahren und sicherzustellen, dass dieser nicht verletzt wird“. In der kommenden Woche will Athen eine Delegation nach Kairo entsenden.
Die Region soll touristisch besser erschlossen werden
Die griechisch-orthodoxe Kirche in Athen nannte das Urteil „skandalös“ – die ägyptische Regierung beschneide damit die Freiheiten der Kirche. Ähnlich äußert sich das Patriarchat von Jerusalem: Ägypten konfisziere Land rund um das Kloster. Es erkannte aber auch an, dass sich der ägyptische Staat um Kommunikation bemühe, berichtet die Catholic News Agency.
Die Sorgen der griechisch-orthodoxen Kirche rühren auch daher, dass Ägypten die Gegend um das Kloster touristisch erschließen will: Nach einem Bericht des Middle East Observer sollen dort 1.000 Hotelzimmer und Ferienwohnungen entstehen – nicht nur für Gläubige und Pilger, sondern auch für Menschen auf der Suche nach Natur. Eine Million Menschen jährlich soll das Projekt anlocken.
Der griechischen Zeitung Proto Thema zufolge versuchen die Mönche, den Staat genau an diesem Punkte zu treffen: Am Tag der Gerichtsentscheidung sei das Kloster für Besucher geschlossen geblieben, wann es wieder öffne, sei unklar. Stattdessen widmeten sich die Mönche dem Gebet – für die Rettung des Klosters.
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