Zyklon „Pam“ im Pazifik: Schwere Schäden auf Vanuatu-Inseln
Ein Wirbelsturm hat weite Teile des Inselstaats Vanuatu verwüstet. Das ganze Ausmaß der Schäden ist noch unklar. Auf der Hauptinsel sind 90 Prozent der Häuser beschädigt.
PORT VILA dpa | Nach der gewaltigen Verwüstung durch Zyklon „Pam“ sind die ersten Flugzeuge mit Hilfsgütern in den Pazifikstaat Vanuatu unterwegs. In der Hauptstadt Port Vila schien nach dem gigantischen Unwetter am Sonntag erstmals die Sonne, wie Anwohner berichteten. Sie begannen damit, die Straßen zu räumen und Dächer zu reparieren.
Das Ausmaß der Katastrophe war noch völlig unklar, weil es selbst fast 48 Stunden nach der Katastrophe keinen Kontakt zu den rund 80 Inseln Vanuatus gab. Nur in der Hauptstadt funktionierte der Mobilfunk. Die australische Luftwaffe wollte sich mit Aufklärungsflügen einen Überblick verschaffen. Neuseeland schickte ein Hercules-Transportflugzeug mit zehn Tonnen Hilfsgütern, darunter Nahrungsmittel und Erste-Hilfe-Pakete.
„Pam“ ist einer der gefährlichsten je gemessenen Zyklone, mit Böen von mehr als 300 Kilometern in der Stunde. Er hatte Vanuatu in der Nacht zu Samstag mit voller Wucht getroffen. „Dies dürfte eine der schlimmsten Katastrophen sein, die wir je im Pazifik gesehen haben“, meinte der Vanuatu-Direktor der Hilfsorganisation Oxfam, Colin Collet van Rooyen, in Port Vila. „Vanuatu hat ein Desaster dieses Ausmaßes in seiner jüngeren Geschichte noch nicht erlebt“, sagte Sune Gudnitz, Chef des Pazifikbüros der UN-Nothilfekoordination (OCHA).
„Sämtliche Vegetation in und um Port Vila liegt flach, Telefon- und Strommasten liegen auf der Straße“, berichtete Christopher Bartlett, Leiter des Büros der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Port Vila, der Deutschen Presse-Agentur. „Man konnte in den ersten 36 Stunden kaum aus dem Haus, weil Stromkabel abgerissen über den Straßen hingen.“
Umfassende Zerstörung
90 Prozent der Häuser in der Stadt mit 44.000 Einwohnern seien beschädigt, bis zu 20 Prozent zerstört, schätzte Bartlett. „Viele Menschen haben heute begonnen, ihre Dächer zu reparieren und nasse Matratzen und Kleidung in der Sonne zu trocken“, sagte er. „Die Leute können das Ausmaß kaum fassen.“
Um Fassung ringend bat Vanuatus Präsident Baldwin Lonsdale um Hilfe: „Unsere Hoffnung auf eine blühende Zukunft ist zerstört“, sagte er vor Delegierten einer UN-Konferenz zur Katastrophenvorsorge in Japan. „Ich appelliere im Namen meiner Regierung und des Volkes an Sie, uns eine Hand zu reichen, um mit diesem Unglück fertig zu werden.“
Die GIZ hilft seit Jahren, die Menschen in Vanuatu besser auf Naturkatastrophen vorzubereiten. Unter anderem zeigt die Organisation, wie Nahrungsmittel konserviert werden können. „Das müsste den Leuten jetzt helfen“, sagte Bartlett.
Vanuatus Behörde für Katastrophenschutz bestätigte zunächst sechs Todesopfer. Hilfsorganisationen gingen von einer höheren Opferzahl aus. Vanuatus Hauptinsel ist in drei Flugstunden sowohl von Brisbane in Australien als auch von Auckland in Neuseeland zu erreichen.
Der Zyklon richtete auch in Nachbarstaaten Vanuatus wie den Salomonen-Inseln und Neukaledonien Schäden an. Am Sonntag zog „Pam“ weiter Richtung Süden. Neuseeland bereitete sich Sturmfluten an der Nordküste vor.
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