Zwischen Windenergie und Artenschutz: Vögel versus Rotoren
Wie lässt sich der Konflikt zwischen Windenergie und Artenschutz lösen? Ex-Staatssekretär Baake und dessen Stiftung machen einen Vorstoß.

Wenn Deutschland das Ziel erreichen will, Mitte der 2040er Jahre kein Kohlendioxid mehr auszustoßen, muss die Windenergieleistung an Land auf etwa die dreifache der heutigen Menge steigen. Dafür sind zusätzliche Rotoren nötig. In den vergangenen Jahren wurden jedoch zu wenige errichtet.
Das hat mehrere Gründe: die Veränderung der finanziellen Förderung durch die Regierung, langwierige Genehmigungsverfahren, aber auch zahlreiche juristische Klagen von Anwohner:innen und Umweltverbänden wegen des Artenschutzes. Argument: Die Blätter der Turbinen würden Adler, Falken, Störche und Milane erschlagen.
Rainer Baake, Chef der Stiftung Klimaneutralität, will den Konflikt zwischen Windenergie und Vogelschutz nun mit einer gesetzlichen Präzisierung entschärfen. Um Nistplätze gefährdeter Vogelarten wie Schreiadler, Seeadler oder Rotmilan zu ermöglichen, sollen „innere Schutzabstände“ definiert werden, innerhalb derer keine Windräder gebaut werden dürfen. Beim Schreiadler betrüge der Radius um das Nest beispielsweise 2.500 Meter, beim Rotmilan 500 Meter.
Hindernisse bleiben
Außerdem gäbe es einen „äußeren Schutzabstand“ von 6.000 Metern (Schreiadler) oder 900 Metern (Rotmilan), innerhalb dessen Rotoren stehen dürfen, wenn Maßnahmen ergriffen werden, um Vogelkollisionen zu vermeiden. Eine solche verbindliche und bundeseinheitliche Regelung könne die Rechtslage vereinfachen, sagte Baake, der früher als Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium arbeitete.
Naturschutzexperte Magnus Wessel vom Umweltverband BUND hält den „Ansatz für richtig“. Weitere Hindernisse blieben aber bestehen. Wessel forderte eine bundesweite Planung, auf welchen Flächen in den Bundesländern welche Strommengen produziert werden sollten.
Der Gesetzesvorschlag der Stiftung dürfte in dieser Legislaturperiode kein Chancen mehr haben. Ab Herbst kann sich die nächste Bundesregierung darum kümmern.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links