Zweiter Amoklauf in Serbien: Schütze nach 12 Stunden gefasst
Ein zweiter Amoklauf innerhalb von zwei Tagen schockt Serbien. Präsident Vučić kündigt politische Folgen an: Er will die Nation entwaffnen.
Nach dem Angriff mit der Schnellfeuerwaffe liegen vierzehn weitere Opfer im Krankenhaus. Die meisten seien Jugendliche, unter ihnen auch Minderjährige, berichten serbische Medien. Der Vater des verdächtigen 21-Jährigen sei hoher Offizier der serbischen Armee, der mutmaßliche Schütze selbst sei der Polizei bereits bekannt.
Serbiens Staatschef Aleksandar Vučić höchstpersönlich erklärte in einer Ansprache an das Volk, der mutmaßliche Täter habe die Mordwaffe, ein automatisches Gewehr, auf dem Schwarzmarkt gekauft.
Über die Motive des neuen Amoklaufs ist wenig bekannt. Berichte serbischer Medien deuten darauf hin, dass der Täter zu einer Gruppe Jugendlicher gehörte, die sich auf einem Spielplatz im Dorf Dubona gestritten habe. Der mutmaßliche Täter sei dann nach Hause gegangen, mit der Waffe zurückgekehrt und habe sofort angefangen zu schießen. Dann habe er den Amoklauf in zwei weiteren Dörfern fortgesetzt. Weshalb, ist unklar. Andere Medien berichten, der Schütze habe willkürlich auf Menschen geschossen.
Vučić kündigt Entwaffnung Serbiens an
Nach einem Großeinsatz der Sondereinheiten der Polizei ist der mutmaßliche Täter nach etwa 12 Stunden gefasst worden.
Präsident Vučić sprach am Freitag von einem „Terroristischen Akt“ – allerdings ohne mögliche politische Motive zu benennen. Als Gegenmaßnahme kündigte er unter anderem an: „Wir werden eine fast vollständige Entwaffnung von Serbien vornehmen“, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.
Mit siebzehn Toten, vor allem Kindern und Jugendliche, und mindestens 20 Verwundeten bei zwei verschiedenen Amokläufen ist das Thema zu einem politischen Problem geworden. Psychologen reden von der Folge einer großen Aggression in der serbischen Gesellschaft, die nicht nur soziale Netzwerke, sondern auch gleichgeschaltete Medien und Politiker schüren.
Wegen der Opfer des Amoklaufs der Belgrader Grundschule „Vladislav Ribnikar“ vom Mittwoch ist in Serbien ab heute eine dreitägige Staatstrauer in Kraft. Der erneute Amoklauf erschüttert die Nation.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja