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Zustrom erwartetZeltlager für Geflüchtete

Der Hamburger Senat erwartet im Herbst eine starke Zunahme der Flüchtlingszahlen. Deshalb will er auf Notunterkünfte zurückgreifen.

Als es das erste Mal schnell gehen musste: THW-Mitarbeiter bauen ein Zelt für Geflüchtete auf Foto: Marcus Brandt

Hamburg taz | Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine kommen täglich hunderte Kriegsgeflüchtete in Hamburg an. Die Innen- und Sozialbehörde befürchten angesichts des anhaltenden Zustroms eine Überlastung der Unterstützungsstrukturen. Deshalb sollen die Menschen jetzt auch wieder in Zelten, Turnhallen und den Messehallen untergebracht werden.

„Die Lage ist sehr viel angespannter, als sie sich über den Sommer anfühlte“, erklärte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Sie erwarte, dass bis Herbst die Zahl von Geflüchteten Menschen in Hamburg 50.000 erreicht.

Seit Beginn des Krieges im Februar seien bereits über 43.000 Schutzsuchende in Hamburg registriert worden, darunter 38.000 Geflüchtete aus der Ukraine. Etwa die Hälfte sei privat untergebracht, 3.800 seien in andere Bundesländer verteilt worden. Die übrigen Menschen habe der Senat in öffentlichen Einrichtungen aufgenommen.

Vor Beginn des russischen Angriffs habe Hamburg über 30.000 öffentliche Plätze verfügt. Von diesen seien 27.000 belegt gewesen, berichtete Leonhard. Binnen kürzester Zeit habe der Senat weitere 13.000 Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen. Trotzdem seien 98 Prozent aller Plätze belegt. Zwar wolle der Senat weitere Flächen akquirieren, dies aber sei ein „Kraftakt“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD).

Es fehlt an Baumaterial

Die Versorgungsnotlage, die überall spürbar sei, verzögere aktuell die Inbetriebnahme geplanter Unterkünfte, sagte Senatorin Leonhard, so etwa bei einer Gewerbeimmobilie im Bezirk Nord. Dort könnten weitere 1.000 Geflüchtete untergebracht werden. Die Inbetriebnahme stagniere, weil Trennwände und weiteres Material nicht geliefert werden könnten.

Deshalb würden nun schon Turnhallen als alternative Unterbringungsmöglichkeiten genutzt, berichtete Senator Grote. Und es könnte noch ungemütlicher werden: In der Unterkunft Schnackenburgallee seien bereits Zelte aufgeschlagen, in denen geflüchtete Menschen untergebracht werden sollen.

„Es geht halt nicht anders“, sagte Grote in dem Pressegespräch. Er würde das „auch alles gerne nicht so machen“. Die Versorgungsnotlage führe dazu, dass auch auf solche Alternativen zurückgegriffen werden müsse. Schließlich wolle der Senat nicht in die Lage kommen, Menschen kein Obdach gewähren zu können.

Turnhallen als Übergang sind okay, aber nur als Übergang“, findet Manfred Ossenbeck vom Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen. „Zelte im Winter, das ist grauenhaft.“ Ossenbeck räumt ein, dass die Stadt sich bemühe. „Ob sie alle Möglichkeiten ausschöpft, das kann ich nicht sagen“, schränkt er ein. Die Stadt müsse stärker auf Büroflächen zugreifen und diese langfristig zu Unterkünften ausbauen.

Das sieht Carola Ensslen von der Linksfraktion ähnlich: Hamburg habe noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Der Senat sei einfach „nicht bereit, eine Regelung aus dem Jahr 2015 wieder aufleben zu lassen, wonach er Gewerbeflächen für die Unterbringung von Geflüchteten beschlagnahmen konnte“.

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