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Zustand der Berliner WälderSpazieren zwischen kranken Bäumen

Die jährliche Untersuchung der Wälder zeigt: Nur 7 Prozent der Berliner Bäume sind ganz gesund. So wenige waren es noch nie.

Sieht schön aus, aber: gesund sind die Bäume nicht Foto: Paul Zinken/dpa

Berlin taz | Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) erzählt von einem Waldspaziergang, den sie am Sonntag gemacht hat. Dabei seien ihr so viele Menschen begegnet, wie sie es noch nie erlebt habe. Das unterstreiche die Bedeutung der Wälder, „gerade in Pandemiezeiten“, sagt Günther. Denn: Es gebe ein „Bedürfnis, Wald als Erholungsraum zu erleben“. Besonders, so Günther, da unter den aktuellen Bedingungen „die Alternativen deutlich eingeschränkt“ seien. Anlass, über ihren Spaziergang zu reden, bietet Günther der Waldzustandsbericht für Berlin 2020, den die Senatorin am Montagmorgen präsentiert.

Angesichts der Eindrücke tags zuvor in einem Berliner Wald fiel Günther das sichtlich nicht leicht. Denn wie sich aus den für die Untersuchung gemachten 41 Stichproben, anhand deren insgesamt rund 1.000 Bäume begutachtet wurden, ergibt, hat sich der Zustand der Berliner Wälder im letzten Jahr nicht verbessert.

Im Gegenteil: Aus dem Bericht geht hervor, dass rund ein Drittel aller untersuchten Bäume deutliche Schäden aufweist. Der Anteil gesunder Bäume beträgt lediglich 7 Prozent des Bestandes – das ist der geringste Wert seit dem ­Beginn der Herausgabe der Waldzustandsberichte im Jahr 1991.

„Die Entwicklungen gerade in den letzten Jahren sind nicht besser geworden, sondern schwieriger“, sagt Günther zu diesen besorgniserregenden Befunden. Verantwortlich dafür sei auch die massive Trockenheit der letzten Jahre. 2020 sei das „dritte Jahr in Folge ein Trockenjahr“, was sich auf den Zustand der Wälder auswirke, sagt Günther.

Der Waldzustandsbericht sagt …

über Kiefern, dass nur 5 Prozent der Bäume ohne Schäden sind. 31 Prozent sind deutlich beschädigt. Die Kiefer ist mit 60 Prozent Anteil die häufigste Baumart in Berlin.

über Eichen, dass sich deren Zustand etwas verbessert hat. Gegenüber 5 Prozent im Jahr 2019 seien jetzt 11 Prozent ohne Schäden. Die Anzahl der Bäume mit deutlichen Schäden reduzierte sich ebenfalls: von 59 auf 43 Prozent. Eichen machen 21 Prozent des Baumbestands aus.

über die Veränderung gegenüber 2019, dass nur noch 7 Prozent der Waldfläche ohne Schäden sind – 1 Prozent weniger. Dafür wurden 2020 425.000 neue Bäume gepflanzt.

Es würden jedoch auch Maßnahmen ergriffen, um den Problemen zu begegnen, vor denen die Berliner Wälder stehen. So habe man die Landesforstverwaltung Berliner Forsten mit 20 neuen Stellen „erheblich gestärkt“ und auch „monetär deutlich aufgestockt“, um der Entwicklung „gegenzusteuern“, so Günther. In einer Pressemitteilung ihrer Senatsverwaltung heißt es, dass den Berliner Forsten „für Waldumbau, Waldbrandvorsorge und die erforderliche Pflege und Sicherung“ bis Ende 2021 zusätzliche 3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.

Elmar Lakenberg, der Leiter der Berliner Forsten, erläutert einen der Verwendungszwecke der Mittel. Seit 2012 habe man knapp 3 Millionen Bäume gepflanzt und könne nun sehen, wie die Eiche – die nach der ­Kiefer den zweithöchsten Anteil am Baumbestand von Berlin hat – sich zu regenerieren beginne.

Dieses Engagement der Berliner Forsten sei angesichts des schwierigen Zustands der Berliner Wälder wichtig, um den „Herausforderungen, die wir sehen, zu begegnen“, erklärt Umweltsenatorin Günther. Man dürfe bei der Arbeit an den Wäldern nicht nachlassen, damit diese „für alle Berliner:innen erhalten bleiben“.

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