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Zum Fest EwigkeitschemikalienGesundheitsrisiko Ostereier

Ein niederländisches Institut findet in Hühnereiern von privaten Haltern hohe Mengen giftiges PFAS. Doch für Eierliebhaber gibt es einen Ausweg.

Können Spuren von Gift enthalten – Ostereier in den Niederlanden Foto: Panthermedia/imago

Amsterdam taz | Keine guten Nachrichten für Ei-Liebhaber*innen in den Niederlanden: Sie sollen keine Eier von privat gehaltenen Hühnern mehr essen, warnt kurz vor Ostern das Institut für Öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM). Hühnereier könnten „im ganzen Land viel PFAS“ enthalten. Und da die Bevölkerung diesen Ewigkeitschemikalien schon „durch Nahrungsmittel und teils durch Trinkwasser“ ausgesetzt seien, sollte eine zusätzliche „viel höhere Einnahme vermieden werden“, so das RIVM.

Der Aufruf basiert auf einer Untersuchung privater Hühnerhaltung an 60 Standorten im gesamten Land. Ihr zufolge war die Belastung mit PFAS an 31 Standorten derart schwerwiegend, dass schon mit dem Konsum von weniger als einem Ei pro Woche der Grenzwert überschritten sein kann.

PFAS ist die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen und umfasst rund 10.000 ultrarobuste Kohlenstoff-Fluor-Verbindungen. Sie stecken beispielsweise in wasser- oder fettabweisenden oder säurefesten Beschichtungen wie etwa für Outdoorkleidung, Pommestüten oder Bratpfannen. Im menschlichen Körper sind sie nahezu nicht abbaubar – deswegen der Begriff „Ewigkeitschemikalien“.

Eine längerfristige Einnahme höherer Konzentrationen kann laut RIVM dem Immunsystem und der Leber schaden sowie die Fortpflanzung und Entwicklung ungeborener Kinder beeinflussen. Eine Ex­per­t*in­nen­grup­pe der Internationalen Agentur für Krebsforschung, die zur Weltgesundheitsorganisation gehört, stufte den Stoff Ende 2023 als „krebserregend für Menschen“ ein.

Dass der Verzehr von Eiern das Gesundheitsrisiko erhöht, war bereits aus der Umgebung der Chemiefabrik des Unternehmens Chemours bei Dordrecht bekannt, wie 2023 zuerst die Tageszeitung NRC Handelsblad recherchiert hatte. An diesem südlich von Rotterdam gelegenen Standort wurde unter anderem Perfluoroctansäure (PFOA) in das Flüsschen Merwede entsorgt. Das RIVM rät, kein Obst und Gemüse aus Gärten zu essen, die in einem Umkreis von einem Kilometer um die Fabrik liegen.

Fabrik im Verdacht

Am Dienstag durchsuchte die Polizei die Fabrik. Die Aktion stand im Zusammenhang mit einer strafrechtlichen Untersuchung, nachdem über 3.000 Anwohnende vor zwei Jahren eine Sammelklage gegen Chemours eingereicht hatten. Sie werfen dem Unternehmen vor, die Umgebung mit PFAS zu verschmutzen und dadurch ihre Gesundheit und Leben aufs Spiel zu setzen. Chemours bestätigte gegenüber niederländischen Medien den „unangekündigten Besuch“, bei dem man „vollständig mitgearbeitet“ habe. Wonach genau gesucht wurde, wollte die Staatsanwaltschaft nicht bekanntgeben.

Den Kon­su­men­t*in­nen zwischen Groningen und Maastricht bleibt nun am Osterwochenende nur der Griff ins Eierregal der Supermärkte. Das RIVM schreibt, „kommerzielle“ Eier stünden unter Aufsicht der Nahrungsmittel- und Warenautorität, seien „meistens verpackt und müssen immer mit einem Stempel auf der Schale codiert“ sein.

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3 Kommentare

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  • Tja, wenn man jede Schweinerei in den Flüssen entsorgt, darf man sich nicht wundern. Leider haben wir in Deutschland, aber auch in anderen Ländern der EU einen unzureichenden Verbraucherschutz und ein so schlechtes Entschädigungsrecht, dass die Firmen, die Zeug entsorgen, dass man besser nicht entsorgen sollte, fast nichts zu befürchten haben. Unsere Politiker und Behörden fallen in solchen Angelegenheiten zudem durch Untätigkeit und Langsamkeit auf. PFAS könnten bereits jetzt verboten sein.

  • Wieso verhindert ein Stempel und ein Pappkarton die Kontamination mit PFAS?

  • Neues aus der Rubrik 'schlecht, es zu wissen'. Mir fehlt da jetzt wieder der kollektive Aufschrei, die Übermacht des Instituts, die Wiedergutmachung, der ganze Rest der Wahrheit und das gute Ende. Aber hey, es sind nur wieder diese Menschen. Mit denen wollen wir schon länger nichts mehr zu tun haben.