piwik no script img

Zulassungsverlängerung für GlyphosatBrüssel schenkt Monsanto Zeit

Weil sich die EU-Länder nicht einigen können, verlängert die Kommission die Zulassung für das Herbizid. Die wäre sonst ausgelaufen.

Da ist Glyphosat drin Foto: dpa

Berlin taz | Die EU-Kommission macht es: Sie verlängert die Zulassung von Glyphosat für 18 Monate. Das gab sie am Mittwochnachmittag bekannt. Die Mitgliedsstaaten sollen freiwillige nationale Beschränkungen für den Einsatz des Herbizids aussprechen, können, die dann allerdings nur für öffentliche Flächen gelten würden – in Deutschland gibt es sie bereits in jedem zweiten Bundesland.

Die Kommission war am Zug, weil die bisherige Genehmigung für das Unkrautvernichtungsmittel am 30. Juni ausläuft und die EU-Staaten sich nicht einigen konnten, ob sie den Einsatz weiter erlauben wollen. Wäre die Frist verstrichen, hätten Glyphosathersteller wie Monsanto klagen können.

Die Mitgliedsstaaten hatten viermal erfolglos abgestimmt. Notwendig wäre eine Mehrheit, die 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentiert. Malta ist ganz dagegen, die Zulassung zu verlängern, 20 Länder sind dafür. Die anderen, darunter Deutschland, wo die SPD glyphosatkritischer ist als die CDU, wollen sich nicht festlegen.

Glyphosat schädigt Artenvielfalt und Böden. Vor allem aber ist es verdächtig, Krebs auszulösen. Hier stehen Studien mehr oder weniger unabhängiger Institute gegeneinander, eine endgültige Einschätzung soll die EU-Chemikalienagentur ECHA in der neuen Galgenfrist liefern.

Volker Koch-Achelpöhler vom Industrieverband Agrar sprach von einer „unbefriedigenden Zwischenlösung“. Felix Prinz zu Löwenstein vom Bund für Ökologische Lebensmittel erklärte der „exzessive Einsatz von Glyphosat“ sei jetzt schon ein „Dauerverstoß gegen europäisches Pflanzenschutzrecht“. Denn dieses erlaube Unkrautvernichtungsmittel nur dort, wo die Ernte nicht anders gesichert werden könne.

Hubert Weiger vom Umweltverband BUND kritisierte, dass die EU-Kommission die Weiterverwendung „durchgedrückt“ habe, nachdem sie „den Widerstand der Mitgliedsstaaten gegen das Pestizid“ nicht habe brechen können. „Wenn Politik so aussieht, darf man sich über den Brexit nicht wundern“, sagte er.

Harald Ebner von der grünen Bundestagsfraktion sah dann aber doch einen „großen ersten Erfolg“ der Kritiker. Schließlich sei die geplante erneute Zulassung jetzt erst einmal „auf eine Mini-Verlängerung zusammengeschrumpft“.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • 18 geschenkte Monate für Monsantos (und Co's) Glyphosat-Lobbyisten.

  • Leider, leider zeigt sich einmal mehr, wer uns regiert: Die globalen Kartelle. Politiker sind deren hoch-dotierte Strohleute...

    Schnelle Profite statt Nachhaltigkeit - Der Kapitalismus frisst seine Kinder!