Zukunft des Radverkehrs: Über glatten Asphalt
Bei einer Diskussion im Technikmuseum geht es um Radschnellwege, das Radgesetz – und was Radler von Jamaika zu erwarten haben.
Auf einer vier Meter breiten Trasse gleiten die Radler durch die Landschaft, zwischen Bäumen und Wiesen hindurch, an Wohnhäusern vorbei, auf einer Brücke über ein Gewässer. Der Weg ist markiert, beleuchtet und vor allem glatt asphaltiert, ohne Wurzeln oder andere unvermutete Hoppel. Berufstätige radeln hier zur Arbeit, andere treiben Sport. Damit sich Spaziergänger und Radfahrende nicht in die Quere kommen, verläuft direkt neben dem Radstreifen ein zwei Meter breiter Weg für Fußgänger.
Was sich aus Berliner Perspektive anhört wie eine Utopie, ist im Ruhrgebiet bereits Wirklichkeit. Zum Teil jedenfalls: 101 Kilometer soll der Radschnellweg am Ende von Duisburg nach Hamm lang sein, 11 Kilometer gibt es bereits, berichtete am Donnerstagabend Maria Wagener, Planerin beim Regionalverband Ruhr. „Das ist ein ganz anderes Fahrgefühl“, schwärmte sie. Auf normalen Radwegen müsse man immer mal stoppen. „Auf dem Radschnellweg kommt einem nichts in die Quere.“
Das Deutsche Technikmuseum hatte zur Podiumsdiskussion „Tourismus-Hit oder Totalrisiko – Fahrradfahren in Berlin“ geladen. Dabei ging es weniger um Touristen auf Rädern als vielmehr um die große Frage, wie der Berliner Radverkehr der Zukunft aussehen kann. Stefan Gelbhaar, bislang verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus und künftig im Bundestag, verwies auf das von Rot-Rot-Grün geplante Mobilitätsgesetz. Der Entwurf, der nach zahlreichen Einwänden derzeit überarbeitet wird, sieht unter anderem mehr Radwege, mehr Radstraßen und mindestens 100 Kilometer Radschnellwege vor. In der Innenstadt seien solche Trassen allerdings schwer zu realisieren, sagte Gelbhaar. „Ein verzweigtes System von Fahrradstraßen kann da viel sinnvoller sein.“
Als „extrem geniale Idee“ lobte Gelbhaar den Vorschlag eines Vereins, unter der Hochbahn der U1 eine überdachte Radbahn zu bauen. Eine der Initiatorinnen des Projekts, Kristin Karig, war ebenfalls zur Diskussion geladen. Die Strecke könne ein Zubringer von Ost nach West sein, von der Oberbaumbrücke bis zum Zoo, erklärte sie. Es gehe dabei nicht nur um Verkehr, sondern um das Erlebnis im öffentlichen Raum. „Man würde die Strecke nutzen, weil man Bock drauf hat“, sagte Karig.
Noch ist von solchen Vorhaben in der Stadt wenig zu sehen. Laut Gelbhaar liegt das vor allem an fehlendem Personal in den Behörden. Derzeit würden aber Leute eingestellt. Auf die Frage, was RadfahrerInnen von Jamaika zu erwarten haben, antwortete der künftige Bundestagsabgeordnete, CDU und FDP wüssten ja, dass sie mit den Grünen verhandelten. Ein bisschen mehr Geld für umweltfreundlichen Verkehr müsse da schon drin sein.
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