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Zukunft des FußballsDie irdischen Fesseln abstreifen!

Alles läuft auf eine Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien hinaus. Auch der Deutsche Fußball-Bund unterstützt das. Was für eine tolle Sache.

Millionen und Milliarden Fußbälle. Man muss sie nur sehen wollen Foto: imago/Imagebroker

W ie visionär ist das denn! Der Deutsche Fußball-Bund wird vermutlich die Kandidatur des Königreichs Saudi-Arabien um die Ausrichtung der Männer-Fußball-WM 2034 unterstützen.

Eine tolle Sache! Viel zu oft wurde dem DFB vorgeworfen, er sei deutschnational, bestenfalls agiere er auf der großen Fußballbühne eurozentristisch. Und nun? Die Kritikaster sollten zugeben, dass sie im Unrecht sind. Der DFB unterstützt vielmehr ein aufstrebendes Land aus Asien. Er sorgt mit der Vergabe eines heiteren Sportfestes, an dem bis dahin gewiss Natio­nalmannschaften aus allen 211 (mindestens!) Fifa-Mitgliedsländern teilnehmen werden, für ein Zeichen der Zuversicht im krisengeplagten Nahen Osten.

Und mehr noch. DFB und Fifa nehmen die alte Vision des Sepp Blatter auf, der sich von Landes- oder Kontinentgrenzen nicht einengen lassen wollte. „Wir fragen uns, ob unser Spiel auch auf anderen Planeten gespielt wird“, hatte Blatter vor zehn Jahren gesagt. „Wir werden nicht mehr nur eine Weltmeisterschaft, sondern interplanetarische Wettbewerbe haben.“

Schon die wunderbare Fußball-WM in Katar 2022 war ein Schritt in diese Richtung. Und eine WM in Saudi-Arabien 2034 würde uns noch weiter in diese galaktischen Sphären führen. Eine Studie der Universität Nottingham zeigte jüngst, dass es in der Milchstraße vermutlich 36 intelligente Zivilisationen gibt. Selbst wenn man unterstellt, dass dort nicht überall gekickt wird – vielleicht ist auf so manchem Planeten Kricket oder Baseball populärer –, so lässt sich aus dem Rest der Galaxie gewiss ein solides 32er-Teilnehmerfeld bilden.

Den „Überirdischen“ die richtige Bühne bieten

Sportlich ist das für unseren Planeten eine verlockende Sache, schließlich werden nicht zu Unrecht Leistungen von Fußballern gerne als „überirdisch“ oder „nicht mehr von dieser Welt“ gelobt.

Auch politisch bietet das eine tolle Chance, schließlich sollte eine gemeinsam bewohnte Erde doch auf kriegerische Händel verzichten, will sie sich auf ein gemeinsames Männerteam einigen, das gegen starke Gegner wie die „Große Magellansche Wolke“ oder den „Großen Attraktor“ fußballerisch bestehen kann.

Zudem zeigen solche Perspektiven, wie kleingeistig, ja borniert das Bestehen auf der Einhaltung von Menschenrechten in Saudi-Arabien ist. Wenn die Erde in Konkurrenz zu anderen Zivilisationen tritt, dann sind „Menschenrechte“ ja bloß ein vernachlässigenswertes Partikularinteresse. Ein klassischer Fall von imperialistischem Globalozentrismus!

Wir sehen: Eine mit deutscher Unterstützung zustande kommende Fußball-WM in Saudi-Arabien ist ein Schritt in eine ganz große Zukunft. Wir müssen die Verbände nur mal machen lassen. Die können das.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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4 Kommentare

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  • Die irdischen Fesseln abstreifen!



    Alles läuft auf eine Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien hinaus. Auch der Deutsche Fußball-Bund unterstützt das. Was für eine tolle Sache. :-(



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    Und einige hundert Menschen dort, meist Gastarbeiter, und arme Einheimische, tun das mit tätiger Hilfe des Kronprinzen, schon jedes Jahr nicht ganz freiwillig ;.(((



    In Interessanten Beitrag, passend zu Thema! :-)

    www.ardmediathek.d...MtODljMGNjNzU5M2Ew

  • Hier wird zu Unrecht auf den DFB eingeschlagen. Der Verband mag inkompetent und raffgierig sein und ein großer Teil seiner Funktionäre Schleimer und und und ... Aber was. Saudi-Arabien und die Fussball-WM abgeht, das hat Herr Infantino als wahrer Meisterschüler seines Herrn und Sith-Meisters Blätter eingefädelt:



    1) Über die WM 2030 und die WM 2034 wird gemeinsam abgestimmt



    2) Neben Europa (Spanien und Portugal), das die meisten Spiele austragen darf, finden einige Vorrundenspiele der WM 2030 auch in Südamerika (Uruguay und Argentinien) und in Afrika (Marokko) statt.



    3) Da aus Gründen der Gleichberechtigung ein Kontinentalverband nur alle 12 Jahre eine WM austragen darf, bleibt faktisch nur der Asienverband (inklusive Australien) übrig, Ozeanien ist zu klein, um eine WM stemmen zu können.



    4) Der Asienverband, der deshalb quasi automatisch die WM 2034 bekommt, schlägt nur Saudi-Arabien vor, es gibt keine Gegenkandidaten.

    Da der DFB die Kandidatur von Spanien und Portugal unterstützt, und gemeinsam über die beiden WMs abgestimmt wird, muss er, wenn er für die WM in Spanien und Portugal stimmt, auch für die WM in Saudi-Arabien stimmen.

    • @Offebacher:

      Mag ja alles sein, dagegen sein kann man (theoretisch) doch trotzdem, oder? Und (noch viel theoretischer) man könnte auch sagen: wir nehmen an solch einer WM nicht teil. Wäre doch möglich, trotz macchiavellistisch-sinistrer Ränkespiele des FIFA-Dämons. Immerhin lässt der saudische Prinz kritische Journalisten in Botschaften in Stücke hacken. Solche Leute sollten eigentlich nicht den World-Cup nach dem Finale überreichen.

  • Chekov : We do believe all planets have a sovereign claim to inalienable human rights.



    Azetbur : Inalien? If you could only hear yourselves. Human rights. Why, the very name is racist. The Federation is no more than a “homo sapiens only” club.



    — Star Trek VI: The Undiscovered Country