Zu Besuch in der CDU-Wahlkampfzentrale: Eine Haustür zu Übungszwecken
Erst Edeka, jetzt Merkel: Die Agentur „Jung von Matt“ soll den Wählern die CDU verkaufen. Deren Generalsekretär simuliert schon mal Haustürwahlkampf.
Doch wie ein Maschinenraum sieht die halbe Etage nicht aus. Statt zu hämmern wird auf Tastaturen geschrieben, statt Maschinenlärm tröpfelt Lounge-Musik aus Deckenlautsprechern. Statt der Werkbank steht mitten im Raum ein aus rohen Balken gezimmertes Häuschen, darin ein Besprechungstisch. An den umliegenden dreißig Schreibtischen schauen junge Menschen konzentriert auf Flachbildschirme, auf einem Sideboard liegt das Heft „Politische Kampagnen auf Facebook“. Geöffnete Kartons mit Flyern, Kulis und Luftballons sucht man vergebens.
Der Wahlkampf im Jahr 2017, sagt Jean-Remy von Matt, sei eben nicht vergleichbar mit dem von vor vier Jahren. „2013 ging es darum, keine Fehler zu machen – das wäre jetzt zu wenig.“ Der Schweizer von Matt redet mit leiser Stimme und entspricht schon habituell nicht dem Klischee vom knalligen Werber. Seine Agentur Jung von Matt hat von der CDU den Zuschlag für diese Kampagne bekommen. Der Auftrag, nämlich eine konservative Partei in ihrer Mitte-Sinnkrise an der Macht zu halten, sei eher ungewöhnlich, räumt er ein. In der Agentur habe es durchaus Debatten darum gegeben. Aber in Zeiten, da die Demokratie von rechts bedroht werde, „muss man sich schon mal bekennen“. Sagt's und dreht lächelnd seine blaue Krawatte um: An ihrer Spitze ist das Logo der Jungen Union aufgedruckt.
Tatsächlich steht die Hamburger Agentur Jung von Matt eher für emotionalisierende PR. Von ihr stammt der Edeka-Weihnachtsclip, in dem ein Rentner auf seine Familie wartet. Aber auch die Sixt-Kampagne, die mit einer Angela Merkel mit Sturmfrisur für Miet-Cabrios wirbt.
Nun also wieder diese Angela Merkel. Und ein Wahlkampf, in dem es eher auf eine seriöse Anschlussfähigkeit ankommt. Merkels Fähigkeit, die Massen zu rocken, gilt bekanntlich als begrenzt. Bei dem leisen Schweizer scheint sie damit in guten Händen zu sein. „Frau Doktor Merkel“, wie er sie wiederholt nennt, gelte als „alles andere als beratungsresistent. Ich bin sehr guten Mutes, dass wir sie toll inszenieren können.“ Nun denn.
Dritter Wählertypus: der Merkel-Fan
In einer anderen Ecke der zweiten Etage zeigt unterdessen Peter Tauber, dass er Haustürwahlkampf kann. Die Campaigner haben zu Übungszwecken eigens eine Tür entwickelt, an der die Wahlkämpfer üben können. Dahinter erscheinen auf einem Screen verschiedene Typen. Etwa der Erstwähler, der sich gern „etwas Material“ aufschwatzen lässt, oder der Nichtwähler, der wütend mit der Polizei droht. „Da heißt es freundlich bleiben und sich schnell verabschieden“, schildert der Generalsekretär seine Erfahrungen aus dem Saarland-Wahlkampf.
Dort hat die CDU an 75.000 Türen geklingelt. Ob sie tatsächlich deshalb gewonnen hat, bleibt dahingestellt. In der allgemeinen Wahrnehmung gilt Haustürwahlkampf eher als Belästigung; da könnte auch Merkel persönlich vor der Tür stehen.
Der dritte Wählertypus ist übrigens der Merkel-Fan, hier in der CDU-Zentrale verkörpert durch eine Frau, die aus dem Schwärmen gar nicht mehr rauskommt. Da bleibt nicht viel zu tun als einen guten Tag zu wünschen und weiterzuziehen. Am interessantesten, das sagt auch Jean-Remy von Matt, seien eben die Wechselwähler. „und die kriegt man eher am Ende des Wahlkampfes.“
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