Zollstreit mit den USA: EU will doch verhandeln
Trotz Trumps Drohungen wollen EU-Vertreter mit den USA über niedrigere Zölle konferieren. Im Ausschuss gibt es eine knappe Mehrheit dafür.
Die Europäer brechen damit mit ihrer bisherigen Linie. „Wir verhandeln erst, wenn Trump die Pistole von unserer Brust nimmt“, hatte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström vor einem Jahr erklärt. Jetzt hat sie ein Verhandlungsmandat vorgelegt – obwohl Trump wieder mit 25-Prozent-Strafzöllen auf EU-Autos droht. Nachdem das US-Handelsministerium in einem Gutachten erklärt hat, dass importierte Autos die nationale Sicherheit gefährden, kann Trump die Zölle innerhalb von 90 Tagen einführen.
Ursprünglich wollte der Handelsausschuss das Mandat für Verhandelungen zurückweisen. Doch eine knappe Mehrheit aus konservativen und liberalen Abgeordneten drehte den Entwurf komplett um. Die Abgeordneten fordern, auch Autos und Autozölle in die Gespräche einzuschließen. Zölle auf landwirtschaftliche Produkte dürften hingegen nicht zur Debatte stehen. Doch genau das fordert Trump.
Die Fronten sind damit schon vor dem Start der Gespräche verhärtet. Zudem erheben die USA weiter Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus Europa. Dennoch drängt vor allem Deutschland auf Verhandlungen – in der vagen Hoffnung, so die Autoindustrie zu schützen.
NGOs gegen ein Verhandlungsmandat
Für den Vorsitzenden des Handelsausschusses, Bernd Lange, bringt sich die EU so in eine unmögliche Position. „Es ist nicht im Interesse der EU, sich mit vorgehaltener Waffe an den Verhandlungstisch zwingen zu lassen“, so der SPD-Politiker. Vor Kompromissen haben auch 60 Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace, Powershift und Friends of the Earth Europe gewarnt.
„Mit Regierungen, die weder Bemühungen zeigen noch Maßnahmen ergreifen, um gegen den Klimawandel und für Umweltschutz vorzugehen, sollte die EU keine Verhandlungen aufnehmen“, fordern sie. Ihr Appell richtet sich vor allem an die Handelsminister. Sie kommen am Donnerstag in Bukarest zusammen, um über das Verhandlungsmandat zu beraten, das die EU-Kommission vorgelegt hat. Wenn sie zustimmen, könnten die umstrittenen Gespräche schon bald beginnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen