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Zoff zwischen Athen und WienDu kommst hier nicht rein!

Der Streit über Grenzschließungen eskaliert: Griechenland lehnt den Besuch der österreichischen Innenministerin ab. Sie wollte für ein „offenes Gespräch“ anreisen.

Wollte doch nur deeskalieren: Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Foto: dpa

Athen dpa | In der Flüchtlingskrise wachsen die Spannungen zwischen Griechenland und Österreich. Athen habe einen Wunsch der österreichischen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner abgelehnt, Griechenland zu besuchen, um sich dort in der Flüchtlingskrise selbst ein Bild von der Lage zu machen, sagte ein Sprecher des griechischen Außenministeriums.

Nach Darstellung des österreichischen Innenministeriums hatte Mikl-Leitner angeboten, „für ein offenes Gespräch nach Griechenland zu kommen.“ Es wäre darum gegangen, die bekannte österreichische Position auch direkt in Athen umfangreich zu erläutern, teilte das Ministerium am Freitag mit. Falls Athen einen solchen Kontakt zu einem späteren Zeitpunkt bevorzuge, sei das „völlig legitim.“

Am Vortag hatte Athen bereits seine Botschafterin in Österreich zu Konsultationen nach Griechenland zurückbeordert. Griechenland macht Österreich für die Schließung der mazedonischen Grenze mitverantwortlich und kritisiert, dass kein Vertreter Athens zu dem Treffen der Westbalkanstaaten nach Wien eingeladen war.

Selbst der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer hatte sich am Donnerstag im österreichischen Fernsehen ORF „überrascht“ darüber geäußert, dass Griechenlands zu dem Treffen nicht eingeladen war.

Aus Kreisen des Außenministeriums in Athen hieß es, an einen Besuch Mikl-Leitners sei erst dann zu denken, wenn Österreich dafür sorge, dass alle Folgen des jüngsten Treffens der Westbalkanstaaten in Wien rückgängig gemacht würden. Das Treffen in Wien am Mittwoch hatte zur Teilschließung der Grenze Griechenlands zu Mazedonien geführt.

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19 Kommentare

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  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Bisher bin ich davon ausgegangen, dass man Grenzen gegen Feinde verteidigt. Nun sind wir offenbar schon so weit, die Grenzen gegen Unbewaffnete und Kinder und Frauen zu "verteidigen". Sind das jetzt unsere Feinde?? Vielleicht hat jemand dafür eine Erklärung?

  • Das ist schon gut die Mikl Leitner nicht nach Griechenland reisen zu lassen. Schliesslich soll sie ja an der österreichischen Grenze für Angst und Schrecken sorgen.

    MfG.

  • Hab ich was verpasst, aber zu wem war Griechenland nochmal solidarisch, außer zu sich selbst?

    • 2G
      25726 (Profil gelöscht)
      @alles fließt:

      Sie stellen eine rhetorische Frage, die eine konkrete Antwort verdient: Sie haben etwas verpasst.

      • @25726 (Profil gelöscht):

        Könnten sie dies etwas näher erläutern. Eine Solidarität Griechenlands zu Rest Europa ist mir auch nicht bekannt, ich erinnere nur an die unsägliche Verweigerungshaltung Gr. zur Mazedonienfrage.

        • 2G
          25726 (Profil gelöscht)
          @peter wolffe:

          Könnten ie dies etwas näher erläutern(?). Eine Solidarität Rest Europas zu Griechenland ist mir nicht bekannt, ich erinnere nur an die unsägliche Verweigerungshaltung Rest Europas zur griechischen Schuldenkrise.

          • @25726 (Profil gelöscht):

            Ohne das Geld der EU ware Gr. bankrott, aber das war gar nicht die Frage sondern wann Griechenland solidarisch zur EU war. Und dazu habe ich von ihnen leider keine Antwort erhalten .

            • 2G
              25726 (Profil gelöscht)
              @peter wolffe:

              Die Kreditvereinbarungen zwischen der Troika - oder Institutionen, ganz wie Sie mögen - und Griechenland sehen Sie als Akt der Solidarität seitens der EU? Da haben Sie ein gänzlich anderes Verständnis von Solidarität als ich.

               

              Deshalb erkennen Sie auch eine Antwort nicht als solche, wenn sie Ihnen bereits gegeben ist.

  • Die Österreichische Konferenz zum Thema ohne Griechenland einzuladen war ein Affront ohne gleichen.

     

    Griechenland ist kaputtgespart, kann nicht einmal die eigenen Bürger mehr versorgen und finanziell am Ende. Zudem hat GR eine unüberschaubare Inselwelt in quasi Schwimmweite von der Türkei entfernt.

     

    Alle die dummschwätzenden Politiker, die nun die griechische Unfähigkeit anprangern die EU-Südgrenze zu sichern, mögen doch bitte mal zumindest auf die Landkarte schauen bevor sie sich in die Mikrophone erbrechen. Aber das ist ihnen egal. In der gerade zerbröselnden EU schaut jeder Staat einzig auf den eigenen Vorteil.

     

    Die schmallippige Innenministerin und der allzu junge Außenminister sollten sich angewöhnen nachzudenken bevor sie handeln.

    • 3G
      30404 (Profil gelöscht)
      @rugero:

      Da Sie ja intensiv nachgedacht haben, haben Sie sicher eine Antwort auf die Frage wozu Griechenland sich eine im Vergleich zu D eine doppelt so große Marine leistet ? Wenn die Aussengrenze nicht zu verteidigen ist, wozu denn dann die Kosten ? Die Bevölkerung könnte ja die paar Hundert Millionen im Jahr sicher gut gebrauchen.

      • @30404 (Profil gelöscht):

        Bitte definieren Sie "Außengrenzen verteidigen"! Bzw.: Was würden Sie mit Geflüchteten in dem Boot vor Ihnen machen wenn sie der GR-Käptn wärn

         

        Ein Hinweis wobei ich nicht weiß ob Sie das so meinen: Um Schlauchboote zu versenken benötigen Sie keine hochgerüstete Armee.

        • 3G
          30404 (Profil gelöscht)
          @Tom Farmer:

          Grenzen sichern heisst festsetzen und wenn möglich zurückführen. Schiessen auf Schlauchboote ist lächerlich. Also nochmal meine Frage wozu ist die griechische Marine nun gut ? Oder anders gefragt wieso müssen Natoschiffe jetzt an der Küsten kreuzen und beobachten (dürfen nicht anders als beobachten und melden) ?

          Wo liegen nun die Fähigkeiten oder Unfähigkeiten ?

          • @30404 (Profil gelöscht):

            Genau das ist das Problem. Wenn die Griechische Marine Leute aufgegabelt hat kann sie schlechterdings mal zur türkischen Küste schippern und mal gemütlich den nächsten Hafen ansteuern und die Leutchen bei den freundlichen Hafenbeamten abgeben.

            Also bleibt in Ihrer Logik nur versenken, wie Sie selbst aber sagen ein no go.

          • 6G
            628 (Profil gelöscht)
            @30404 (Profil gelöscht):

            Soso, festsetzen. Wo denn bitte?

            Zurückführen? Da müssen die Türken mitmachen. Die freuen sich übrigens nicht, wenn griechische Kriegsschiffe mit Ladungen voll Flüchtlingen vor ihrer Küste auftauchen.

            Die griechische Regierung hat schon gesagt: Alles, was sie noch machen könnte, ist, die Flüchtlinge zu ertränken.

            Für alles andere wird die Türkei gebraucht.

      • @30404 (Profil gelöscht):

        Gegen einen Angriff wird Griechenland seine Grenzen verteidigen. Hier geht es aber um unbewaffnete Schutzsuchende, nicht um Angreifer; auch wenn das mit der Absicht, die Existenzängste der eigenen Bürger nach außen hin abzulenken und für die eigene Wiederwahl zu missbrauchen, immer wieder so dargestellt wird.

      • @30404 (Profil gelöscht):

        Klar, der Militärhaushalt wurde in der Krise sogar erhöht, weil der deutsche Außenminister auf der Abnahme der bestellten Eurofighter und der Kampfpanzer bestand. Ich meine auch das Geld hätte ausgeben werden können, aber die Bundesregierung denkt da anders - Arbeitsplätfe würde Frau Merkel jetzt lispeln und die Raute formen.

    • @rugero:

      Meinung meinerseits bestätigt!

      Ein Blick auf die Landkarte hilft. Aber genau das ist ja das Ziel. Geographische Frontbegradigung durch Ausschluss GRs aus dem Schengenraum und Errichtung Bollwerk Österreich an einer überschaubaren geraden und kurzen Grenze.

       

      Die nächste Idee wird sein GR zu empfehlen einfach alle Inseln der Türkei zu schenken und schlussendlich der Rat Rückzug auf die Außengrenzen Spartas.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Die griechische Regierung handelt nachvollziehbar und ist völlig zu recht sauer. Zunächst wird dem griechischen Volk fast die Lebensgrundlage entzogen, dann erwarten einige in der EU, dass die verarmte Nation das Geflüchtetendrama allein bewältigt, ohne Solidarität der anderen - es gibt ja Dublin. Nicht einmal an einem dringend notwendigen Gespräch werden die Griechen beteiligt. Geht's noch? Dahinter steckt eine unglaubliche Chuzpe einiger EU Politiker, die Syriza jedwede Schwierigkeit an den Hals wünschen und - genauso handeln.

    • 7G
      70023 (Profil gelöscht)
      @1714 (Profil gelöscht):

      Ich stimme Ihnen voll zu. Griechenland ist ausgerechnet von EU ausgebeutet, trotzdem sind sie ihre Linie Treu geblieben, obwohl sie selbst kaum was zu Essen haben, nehmen sie die Flüchtlinge herzlich auf und teilen sie mit den Flüchtlinge auf, was sie noch haben. Wenn es um andere Länder ausbeuten geht, sind wir wir immer dabei aber wenn es um die Hilfe geht, haben wir genug Ausrede, warum wir nicht helfen können. Jetzt wissen wir auch auf wessen Kosten uns in westeuropa gutgeht. Afrika- Türkei-Griechenland und viele anderen.