Zoff unter Stuttgart-21-Gegnern: "Stocker macht den Widerstand kaputt"
Gangolf Stocker, prominenter S21-Gegner, hat Mitdemonstranten heftig kritisiert. Die schießen jetzt gegen ein "lahmes Aktionsbündnis" zurück.
BERLIN taz | Unter Gegnern des umstrittenen Bauprojektes Stuttgart 21 herrscht Zwist: "Unberechenbar, autoritär und rechthaberisch" - das sind die Worte, mit denen der Pressesprecher der "aktiven Parkschützer", Matthias von Herrmann, auf Vorwürfe des "Protestpapas" Gangolf Stocker reagiert.
Stocker, der den Protest in Stuttgart in den letzten Jahren wesentlich aufgebaut hatte, kritisierte in der taz am Montag das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 scharf, ebenso die Parkschützer sowie Matthias von Herrmann selbst. Die aktiven Parkschützer hätten, so Stocker, "unsere Demos benutzt", um "ihren eigenen Laden" aufzumachen.
Mit harschen Worten erwidert nun von Herrmann die Kritik: "Mit diesem Gerede macht Stocker den Widerstand kaputt. Der soll dreimal um den Block laufen und dann ist gut", sagte er. Hinter den Parkschützern verberge sich ein riesiges Netzwerk. "Vieles von dem, was wir machen, wäre in dem lahmen Aktionsbündnis gar nicht möglich gewesen", sagte von Herrmann. So hätten die Parkschützer die letzte Großdemo sowie die "Mappschiedsparty" am Wahlabend allein organisiert und finanziert.
Bund-Landesvorsitzende: "teile Stockers Kritik in dieser Schärfe nicht"
Auch die Umweltschutzorganisation BUND, eine der größten Gruppierungen im Aktionsbündnis, widerspricht den Aussagen. "Ich teile Stockers Kritik in dieser Schärfe nicht", sagte die Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender. Natürlich sei es schwieriger, mit einem großen Bündnis und verschiedenen Gruppierungen zu arbeiten. Beschlüsse müssten deshalb länger beraten werden und würden auch mal verworfen. "Im Grunde aber hat das Bündnis seit seiner Gründung gut gearbeitet."
Zu der Aussage von Stocker, das Bündnis hätte ein Vaterproblem mit ihm gehabt, sagte Dahlbender: "Ich sehe es auch so, dass Gangolf Stocker das Bündnis geprägt hat und eine Vorbildfigur war." Das erkenne sie an. "Denn ein Widerstand braucht Gesichter. Damit haben wir vom BUND nie ein Problem gehabt." Es gebe aber auch andere Frontgesichter, vom BUND etwa Gerhard Pfeifer und sie selbst. "Wir waren alle sehr gleichberechtigte Partner."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Pistorius wird nicht SPD-Kanzlerkandidat
Boris Pistorius wählt Olaf Scholz