Zinsentscheid der US-Notenbank Fed: Kontrolle über den Dollar verloren
Die US-Notenbank Fed will die Zinsen anheben, um die Inflation zu bekämpfen. Das ist richtig, birgt aber Risiken – auch für die Eurozone.
D ie US-Notenbank Fed hat eine Entscheidung getroffen, die auch die Europäer nicht unberührt lässt. Ab März dürften die US-Leitzinsen steigen, die bisher bei null lagen. Prompt wurde auch in Deutschland gefordert, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen anheben soll. Das Argument ist bekannt: Die Sparer würden „enteignet“, wenn die Zinsen bei null liegen, während die Inflation davonrast.
Es führt jedoch in die Irre, die USA und die Eurozone zu vergleichen. In den Vereinigten Staaten lag die Inflation im Dezember bei 7 Prozent, während die Eurozone „nur“ auf 5 Prozent kam. Zwei Prozentpunkte mögen gering erscheinen, sind aber bedeutsam. Sie zeigen, dass in den USA – anders als in der Eurozone – nicht nur Energie und Nahrungsmittel teurer wurden, sondern dass dort die Löhne stark steigen.
Die USA haben die Coronakrise überwunden und zählen nur noch 3,9 Prozent Arbeitslose. In der Eurozone hingegen sind knapp 8 Prozent ohne Stelle. Es ist daher richtig, dass die EZB vorerst bei einer Nullzinspolitik bleibt, während die Fed es jetzt riskieren kann, die Zinsen langsam anzuheben.
Allerdings wird die Fed-Politik auch für die Europäer nicht ohne Folgen bleiben: Wenn die Zinsen in den USA zulegen, steigt automatisch auch der Dollar, weil viele Investoren nach Amerika drängen, um ihr Geld dort zinsträchtig anzulegen. Die europäischen Exporte werden auf den Weltmärkten also billiger – aber die Importe teurer. Dies gilt etwa fürs Öl, das in Dollar abgerechnet wird. Die Inflation im Euroraum könnte also weiter steigen.
Bemerkenswert ist allerdings, wie vage sich Fed-Chef Powell ausgedrückt hat. Man „erwäge“, die Leitzinsen am 16. März anzuheben. Diese Vorsicht ist kein Zufall. Selbst kleinste Zinsschritte in den USA können die weltweiten Finanzmärkte erschüttern. Aktien werden dann billiger, weil sich US-Staatsanleihen wieder lohnen. Vor allem aber besteht die Gefahr, dass Investoren ihr Geld aus dem globalen Süden abziehen, um es lukrativ in den USA anzulegen. Die Fed hat die Kontrolle über den Dollar längst verloren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid