Zahl der Carsharing-Angebote wächst: Teilen statt besitzen
In immer mehr Kommunen können Interessierte Carsharing-Angebote nutzen. Große Autokonzerne drängen auf den Markt, vor allem in Großstädten.
BERLIN taz | Nicht mehr als 400 Meter bis zur nächsten Station mit Leihautos – das wünscht sich der Bundesverband Carsharing, in dem 171 Anbieter organisiert sind. Denn diese Entfernung akzeptieren potenzielle Nutzer. Kommunen sollten flächendeckend Stellplätze einrichten, forderte Geschäftsführer Gunnar Nehrke bei der Präsentation der aktuellen Carsharing-Zahlen in Berlin. Mit der neuen Straßenverkehrsordnung im Bundesrat seien wichtige Voraussetzungen wie die Einführung eines entsprechenden Verkehrsschilds geschaffen worden.
Der Verband sieht Carsharing als Teil der Verkehrswende. Die Idee: Wer ein Auto günstig leihen kann, braucht keines zu besitzen. Zu Beginn dieses Jahres boten 226 Firmen insgesamt 25.400 Leihautos an, das waren 25,7 Prozent mehr Fahrzeuge und 45 mehr Anbieter als im Vorjahr. „Das sind immer noch sehr wenige Fahrzeuge im Vergleich zur nationalen Autoflotte von 47 Millionen Fahrzeugen“, sagte Nehrke. Die Zahl der Kommunen mit Carsharing-Angeboten ist um 100 auf 840 gewachsen. In 95 Prozent der Großstädte gibt es Carsharing-Angebote, aber nur in 4,3 Prozent der Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern. Doch auch das sind immerhin 445 Städtchen. „Im ländlichen Raum wird Carsharing häufig durch ehrenamtliche Vereine betrieben oder von Gemeinden bezuschusst“, berichtete er.
In 17 Großstädten gibt es neben Carsharing mit Abholstationen sogenannte Free-floating-Angebote, bei denen Kunden Fahrzeuge digital orten und frei abstellen können. Zwar sind diese Angebote 2019 nicht auf weitere Städte ausgedehnt worden, aber die Zahl der bereitgestellten Autos ist um fast 50 Prozent auf 13.400 gestiegen.
Grund sei der Markteinstieg neuer Anbieter aus der Autoindustrie wie Volkswagen und der klassischen Autovermietung Sixt, sagte Nehrke. Nutzer registrieren sich beim Free-floating-Verleih oft bei mehreren Anbietern. Daimler und BMW haben ihre Sharing-Töchter fusioniert und ihre Kundschaft zusammengelegt. Deshalb ist die Zahl der registrierten Nutzer bei Free-floating-Angeboten um 230.00 auf 1,58 Millionen gesunken. Die Zahl der Nutzer im stationären Carsharing wuchs hingegen um 60.000 auf 710.000.
Leser*innenkommentare
nzuli sana
Es muss einen steuerfinanzierten Abschied vom Privateigentums-Auto geben und in erster Linie Sammeltaxis in alle Richtungen zusätzlich zu Bahnen und Bussen, weil das viel flexibler ist.
Drabiniok Dieter
Ist auch keine Konkurrenz für den ÖPNV!????? Ein Geschäftsmodell für den Status quo des Automobils und frei drehendem Start-up Quark, mit öko-touch Aufkleber und Marketing.
Adam Weishaupt
@Drabiniok Dieter ÖPNV unterstützt völlig andere Einsatzszenarien aß Carsharing. Die Frage nach Konkurrenz ist sinnlos.
Drabiniok Dieter
@Adam Weishaupt Jemand will von A nach B. Das ist nur ein "Einsatzszenario". Sie meinen vermutlich ein Bequemlichkeitsszenario das in Konkurrenz zu einem Vernunftszenario steht.
Adam Weishaupt
@Drabiniok Dieter Irgendwie schon. Denn es fährt nicht von jedem A zu jedem B ein Zug. Da ist oft der Leihwagen gefragt. Im übrigen: Was soll die Polemik? Kann man das Thema nicht sachlich diskutieren?
Abid Kidoh
Über 1.5 Mio haben sich für Carsharing registriert. Der allergrößte Teil davon hat es noch nie genutzt. BMW zieht sich aus Carsharing zurück. Sieht nur in wenigen großen Metropolen die Möglichkeit, damit Geld zu verdienen. In D ist nur Berlin dabei. Der Artikel beschreibt nicht die Realität.