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ZDF-Film über FlüchtlingeAuf der Flucht vor der Primetime

„Transfer - der Traum vom ewigen Leben“ ist großartiges junges Kino über die Flüchtlingsproblematik - das ZDF versendet es nach Mitternacht.

Apolains (BJ Britt) Körper ist reichen Weißen viel Geld wert: Szene aus "Transfer - Der Traum vom ewigen Leben". Bild: ZDF

Fast könnte man meinen, das ZDF habe hier mal ein Sommer(loch)-Schwerpunktthema setzen wollen: afrikanische Flüchtlinge und ihr beschwerlicher Weg nach Europa. Zwar muss man dann leider zuerst an das so gut gemeinte wie kolossal vergeigte ZDFneo-Docutainment-Experiment „Auf der Flucht“ erinnern: sechs halbprominente und nichtprominente Borderliner spielen Flüchtlingsschicksale nach.

Aber es gab da ja auch, in der ZDF-Reihe Shooting Stars, den Film „Transfer – Der Traum vom ewigen Leben“, der das Thema afrikanische Bootsflüchtlinge auf sehr viel angemessenere Art und Weise aufs Tapet gebracht hat.

Leider behält der Sender seine besten, auch mit ZDF-Geldern finanzierten Filme einem cinephilen Nischenpublikum nach Mitternacht vor. So auch heute. Den großartigen Abschluss der Shooting-Stars-Reihe – als „Plattform für das junge Kino“ gedacht – versendet man nach Mitternacht. Als wäre eine filmische Dystopie aus deutschen Landen nicht etwas ganz Besonderes, ganz und gar Seltenes – Roland Emmerichs „Das Arche Noah Prinzip“ fällt ein, 30 Jahre ist es her.

ZDF-Doku

„Transfer - der Traum vom ewigen Leben“: ZDF, Di 20.08.2013, 0.25 Uhr.

„Rate mal, wie viele Neger letzte Woche gekommen sind“, sagt da also in „Transfer“ der Mann zu seiner Frau. Sie sagt, sie wolle nicht, dass er das sagt, „Neger“. Dann sagt sie: „Keine Ahnung. 400?“ Er: „23.000.“

Wie gesagt, es ist eine Dystopie. Der Dialog als Widerhall des Beinahe-Schwerpunktthemas. Und übrigens, das Ehepaar, das sich so unterhält, ist selbst schwarz. Aber nur äußerlich. Es ist ein bisschen verzwickt. Also von vorne.

„Blutwerte, Libido - ausgezeichnet"

Auf der einen Seite zwei greise Lebenspartner (Ingrid Andree und Hans-Michael Rehberg), 50 gemeinsame, nett verbrachte Ehejahre. Auf der anderen Seite zwei schöne, schwarze junge Menschen mit perfekten Astralkörpern (Regine Nehy und BJ Britt, beide bislang vor allem Nebendarsteller in diversen amerikanischen TV-Serien): „Beide haben die somatischen und psychosomatischen Tests erfolgreich durchlaufen. Affekt und Gefühlswelt – ausgezeichnet. Regenerationsfähigkeit – ausgezeichnet. Blutwerte, Libido – ausgezeichnet.“

Es ist die nahe Zukunft, die hier spricht: das Unternehmen Menzana – Motto: Mens sana in corpore sano – verkauft die Körper armer Afrikaner an gut betuchte Europäer. Eine Art Organhandel 2.0: Ein Prozent des Kaufpreises von einer Million Euro geht an die Familien in Afrika – 99 Prozent bekommt Menzana. Vier Stunden am Tag werden die Körperspender sie selbst sein, 20 Stunden eines Tages gehören sie ihren Wirten.

Vier Stunden können sehr kurz sein, zwei Körper zu klein für vier Persönlichkeiten. Wer bin ich – und wenn ja wie viele? Darauf läuft es wohl hinaus. Aber wie Regisseur Damir Lukacevic das in seinem zweiten Langfilm, „Transfer“, der auf einer Kurzgeschichte von Elia Barceló beruht, ausführt, ist ziemlich clever und ambivalent.

Immerhin ein Klischee wollte Lukacevic aber dann doch bedienen: das der eiskalten Wissenschaftlerin (Jeanette Hain). Standesgemäß residiert sie, wie viele Filmbösewichte vor ihr, in einem aseptisch-modernistischen Sichtbeton-Ambiente. Nicht von ungefähr erinnert „Transfer“ hier an „Gattaca“, in dem Film ging es um die Optimierung des Menschen durch Genmanipulation. Das Körperspenden-Motiv ist bekannt aus „Never Let Me Go“ und „Alles, was wir geben mussten“.

Alle drei Filme sind gute Beispiele dafür, dass eine gelungene Science-Fiction-Dystopie keine Frage von aufwendigen Spezialeffekten und teurem CGI-Gedöns ist. Mehr davon!

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6 Kommentare

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  • T
    temmoku1

    Großartiger Plot, überzeugend gespielt (wenn auch - mit schon erwähnter Überzeichnung). Schade, dass das ZDF nicht mehr Mut besitzt, solch einen Film auf einen früheren Sendeplatz zu stellen.

    München

  • M
    mAx

    Falsche Überschrift. Es müsste heißen: "ZDF produziert und sendet Film über Flüchtlinge - die privaten kommerziellen Sender nicht."

     

    Schon mal daran gedacht, daß gerade im Sommer zur "Primetime" viele noch gar nicht zuhause sind, zumindest nicht vor der Glotze hocken? Und der Videorecorder wurde ja auch noch nicht erfunden, klar...

     

    Hauptsache mal wieder einen Anlass gefunden (bzw. konstruiert), um auf den öffentlich-rechtlichen Sendern herumzuhacken. Leute, es wird langweilig.

  • B
    Bongo

    Wieder eine Opfergruppe, diesmal im Film dargestellt. Die Welt ist schlecht, insbesondere in Deutschland.

    Gleich muss ich kotzen.

  • A
    abGEZockt

    Das sind keine "ZDF-Gelder", sondern die von uns zu zahlende Zwangsabgabe.

  • U
    unbenannt

    Hier wird in dem Film sogar ein Schwarzafrikaner gezeigt. Habe mir gerade die Statistik 2013 angesehen welche 2013 in Deutschland Asylantrag gestellt haben, da ist nicht einer gekommen bis heute nicht.

     

    Aber man verbreitet die Afrikaner kämen hierher um sich deutsche Steuergelder in den Popo geblasen zu bekommen.

     

    Dann schaut mal wer und in welchen Massen woher kommen und die wirklich dann nur von Sozialhilfe leben werden und das auch so wollen. Wir haben ja die Tore für die Armuts und Pleiteländer ganz weit geöffnet.

     

    Aber weil Menschen mit schwarzer Haut nun mal auffallen sind es gleich Massen davon die sich hier durchfr.......angeblich.

     

    Dann fragt doch die Schwarzen mal, die arbeiten, wie sie sparen nicht um sich den Bauch voll zu schlagen sondern ihren Familien zu helfen, fragt sie mal was die alles exportieren, wie sie an unserer Wirtschaft allgemein beteiligt sind. Nein, sie sind nicht hier um sich durchzufressen, sie wollen arbeiten und tun das auch unermüdlich, wenn der deutsche Staat ihnen keine Steine in den Weg legt, da spreche ich hier nun von den Asylsuchenden, die arbeiten möchten um alles in der Welt, aber Gesetze das verhindern, Gesetze die keiner nachvollziehen kann

  • DS
    Der Schlesier

    Liebe TAZ,

     

    schreibt doch etwas über die Flüchtlinge aus Ostpreußen, Schlesien anno 1945...

     

    Der Schlesier