ZDF-Doku „Die Spur“: Christliche Nächstenliebe? Von wegen
Die ZDF-Serie „Die Spur“ rekonstruiert das internationale Netzwerk von Abtreibungsgegnern. Auch AfD-Politiker sind Teil der Gruppe.
Bis dato hatte man militante Abtreibungsgegner:innen vor allem in den USA und Polen gewähnt. Doch sind sie auch hierzulande nicht auf ein paar harmlose ältere Damen und Herren beschränkt, die aus der Bibel zitieren und vom „Recht auf Leben“ faseln. Vielerorts belagern Demonstrant:innen Beratungsstellen und Praxen. Vor dieser „Gehsteigbelästigung“ sollen schwangere Frauen künftig geschützt werden. Das hat das Bundeskabinett vor rund einem Monat beschlossen.
Wer unterstützt die Anti-Abtreibungs-Bewegung? Dieser Frage gehen Sarah Ulrich und Ciara Cesaro-Tadic in einer brisanten neuen Folge der ZDF-Serie „Die Spur“ nach. Ihre Recherche beginnt beim „Marsch für das Leben“ in Berlin, dem deutschlandweit größten Treffen der Bewegung.
Es laufen mit: AfD-Bundesvorstand Maximilian Krah vom völkischen Flügel, Joachim Kuhs von den „Christen in der AfD“ und Martin Kohler, Berliner Landesvorsitzender der rechtsextremen Jungen Alternative.
Außerdem: die brasilianische Organisation TFP, die von Soziolog:innen als rechtsextreme Sekte eingestuft wird und zwischen 2009 und 2018 über 113 Millionen Euro Unterstützung erhielt.
Nach und nach zeichnen die Journalistinnen das Bild einer internationalen Allianz aus christlichen Fundamentalist:innen, rechten Politiker:innen und einflussreichen Geldgeber:innen, deren Ziel die Durchsetzung einer reaktionären Ideologie ist.
„Die Spur“ deckt Erschütterndes auf: Über den Veranstalter des Marsches, den Bundesverband Lebensrecht, gelangt das Team innerhalb weniger Stunden an Progesteron – ein verschreibungspflichtiges Medikament, das angeblich Schwangerschaftsabbrüche rückgängig macht. Es ist weder dafür zugelassen, noch konnte seine Wirksamkeit nachgewiesen werden. Stattdessen drohen lebensgefährliche Blutungen. So viel zur christlichen Nächstenliebe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“