piwik no script img

Wurfgeschosse in der BundesligaFliegende Bierbecher

Feuerzeuge und Klopapierrollen haben ausgedient. Nun werfen Fans meist Becher auf den Platz. Nicht alle sind mit Bier gefüllt.

Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann geht zu Boden Foto: Thissen/dpa

Getroffen hat es an diesem Wochenende den Linienrichter Christian Gittelmann bei der Partie Bochum vs. Mönchengladbach. Die Borussen führten bereits 2:0, dann kam der Abbruch. Die Wahrscheinlichkeit, dass der DFB es bei diesem Spielstand belässt, ist hoch. Getroffen hat es also auch den VfL, der eine Strafe erwartet.

Es wird häufiger geschmissen, als man vermutet: Erst jüngst kam es in der Schweiz bei der Partie Winterhur vs. Aarau und in den Niederlanden bei Arnheim vs. Sparta Rotterdam zu Spielabbrüchen wegen geflogenem Bierbecher. Als im Januar bei Aue gegen Ingolstadt in der Zweiten Liga ein Becher flog, bekam der Klub nur eine Geldstrafe, es wurde zu Ende gespielt.

Der jetzt auf seine Strafe wartende VfL Bochum hatte erst wenige Stunden vor dem Spiel auf Instagram ein Video veröffentlicht, wo Stürmer Anthony Losilla ein Pils des Sponsors Privatbrauerei Fiege aus einem Plastikbecher trinkt und sagt, es sei „nicht zum Werfen“ da.

Auch Schalke 04 hat erst jüngst auf das immer mehr verbreitete Werfen von Bierbechern hingewiesen. Gar nicht so oft geht es gegen Schiedsrichter oder Spieler, meist bekommen Security-Leute, Fotografen oder Klubmitarbeiter die Geschosse ab. Dieses Problem ist etwa laut Schalke massiv.

Klopapier und andere Werte

Tatsächlich hat der Bierbecher andere Wurfobjekte in Fußballstadien abgelöst. Dass weniger Feuerzeuge fliegen, mag an der deutlich gewachsenen Zahl an Nichtrauchern liegen – wer hat heute noch ein Feuerzeug in der Tasche? Dass seltener Toilettenpapierrollen fliegen, hängt selbstverständlich damit zusammen, dass die Covid-Pandemie den Deutschen den Wert von Klopapier deutlich sowohl vor Augen als auch vor eine andere Körperöffnung geführt hat.

Meist bekomen nicht Schiedsrichter, sondern Security-Leute und Fotografen die Geschosse ab.

Ein Alkoholverbot würde vermutlich wenig bewirken. Von Schalke ist zu hören, dass gerne auch Cola-Becher fliegen. Mitunter hört man auch, dass in Becher gepinkelt wird, ehe sie geworfen werden. Schön ist das alles nicht.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen