Wunsch nach halber Kinderbetreuung: Der Wille der Väter ist da
Der Väterreport 2023 zeigt, dass jeder zweite Vater die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen möchte. Doch Anspruch und Realität klaffen auseinander.
„Der neue Väterreport zeigt, dass sich Väter viel stärker als früher eine partnerschaftlich organisierte Aufgabenteilung in der Familie wünschen“, so die Ministerin gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Aus den Zahlen geht allerdings auch erneut hervor, dass der Anspruch der Realität noch nicht gerecht wird. Nur jeder fünfte Vater (21 Prozent) übernimmt tatsächlich die Hälfte der Kinderbetreuung.
Zwei Drittel der Väter sind zudem für gleiche berufliche Chancen und eine finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile. Gleichzeitig verharrt mehr als die Hälfte der Väter in alten Vorstellungen der Mutter- und Vaterrolle hinsichtlich Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit. Immer noch überzeugt von einer traditionellen Aufgabenaufteilung sind ein Drittel der Väter und ein Viertel der Mütter.
Wenig Veränderung zu 2021
Die Zustimmung zur traditionellen Aufgabenverteilung sinkt mit höherem Bildungsabschluss. Für die Auswertung der Studie wurden fünf Vätertypen erstellt, beispielsweise der „Überzeugte Engagierte“ oder der „Etablierte Konventionelle“.
Großen Anlass zum Jubel über immer mehr progressive Väter gibt es nicht, wenn man die Zahlen mit dem Vorgängerbericht von 2021 vergleicht. Vor zwei Jahren gaben bereits 55 Prozent der Väter an, sich die Kinderbetreuung partnerschaftlich teilen zu wollen. Jeder vierte behauptete zudem damals, dass die Betreuung tatsächlich gleichberechtigt aufgeteilt ist. Mütter sahen die Werte noch niedriger, von ihnen gaben nur 10 Prozent an, dass Väter die Hälfte der Kinderbetreuung erledigen.
Die Werte zu 2021 lassen sich allerdings nur bedingt vergleichen, teilt ein Sprecher des Familienministeriums auf Anfrage mit. 2021 wurden nur Väter in Paarverbindungen berücksichtigt, deren Kinder jünger als zehn Jahre waren, in der diesjährigen Studie wurde das Alter der Kinder auf 16 Jahre ausgeweitet.
Zehn Tage Sonderurlaub
Dass Mütter aufgrund der ungleichen Aufteilung häufiger nur in Teilzeit arbeiten können, zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts: Während 67,5 Prozent der erwerbstätigen Mütter in Teilzeit beschäftigt sind, arbeiten nur 7,7 Prozent der Väter in Teilzeit.
Der Gender-Care-Gap, also die Differenz an Stunden, die Frauen im Gegensatz zu Männern mehr pro Woche an Sorgearbeit investieren, zeigt auch eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Eine 34-jährige Frau verbringt durchschnittlich fast neun Stunden am Tag mit unbezahlter Care-Arbeit. Ein gleichalter Mann drei Stunden am Tag.
Laut dem neuen Väterreport geben 35 Prozent der Mütter an, dass ihnen eine stärkere Beteiligung des Partners an der Hausarbeit und der Kindererziehung helfen würde, die Doppelbelastung aus Erwerbs- und Familienarbeit zu stemmen. Mütter würden zudem im Zusammenhang mit ihrer Elternschaft häufiger negative Erfahrungen im Arbeitsleben machen als Väter.
Familienministerin Lisa Paus verwies auf das für 2024 geplante neue Familienstartzeitgesetz. Bislang müssen Arbeitnehmende bei der Geburt eines Kindes Urlaub oder Elternzeit nehmen, um bezahlt zu werden – das soll sich dadurch ändern. Mit dem neuen Gesetz soll der nicht gebärende Elternteil zehn Tage Sonderurlaub nach Entbindung bekommen.
„Die Familienstartzeit erleichtert die Regeneration der Mütter durch die Fürsorge des Partners/der Partnerin und beide Eltern gewinnen Zeit, sich von Anfang an die Aufgaben partnerschaftlich zu teilen“, sagte der Sprecher des Ministeriums gegenüber der taz.
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