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Worte statt Zukunft

Zum Gedenktag für die Opfer der Nazi-Diktatur: KZ-Gedenkstätte Neuengamme hat große Probleme  ■ Von Sven-Michael Veit

„So wie bisher geht es nicht weiter“, sagt Detlef Garbe. Die Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme, konstatiert ihr Leiter, habe erhebliche Finanzprobleme. Das seit 1982 jährlich stattfindende internationale Jugend-Workcamp muß-te für dieses Jahr bereits gestrichen werden, zwei Ausstellungen über das künstlerische Schaffen von KZ-Häftlingen und die Präsentation bislang unveröffentlichter Fotografien aus dem KZ Neuengamme ebenfalls. „Im Grunde sieht es so aus, daß wir die Gedenkstätte noch offenhalten können – aber das ist es auch schon“, so Garbes bitteres Fazit.

Die Ursache für die prekäre Lage der 1981 gegründeten Gedenkstätte, die jährlich von rund 60.000 Menschen besucht wird, ist vor allem ein strukturelles Problem. Im Hamburger Haushalt kommt sie als eigener Titel mit eigenem Etat nicht vor. Denn offiziell ist sie eine Abteilung des Museums für Hamburgische Geschichte und bekommt von diesem finanzielle Unterstützung, im Vorjahr rund 860.000 Mark. Eine klare Neustrukturierung, kritisiert Garbe, „schiebt die Kulturbehörde seit Jahren vor sich her“.

Das KZ Neuengamme mit seinen 80 Außenstellen war eines der größten norddeutschen Konzentrationslager. Viele der 106.000 Häftlinge mußten unter unmenschlichen Bedingungen im Klinkerwerk auf dem Lagergelände arbeiten, mehr als die Hälfte von ihnen kamen ums Leben. Noch am 21. April 1945 erhängten SS-Leute 20 jüdische Kinder, an denen medizinische Experimente vorgenommen worden waren.

Verschärft haben sich die finanziellen Probleme in Neuengamme ausgerechnet durch die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Kriegsendes im Mai 1995. Um zu beweisen, daß das Gedenken an die Opfer der Nazi-Diktatur ihnen eine Herzensangelegenheit ist, hatten Senat und Bürgerschaft die Erweiterung der Gedenkstätte beschlossen. Rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und fast 22 Hektar Freigelände sind hinzugekommen, aber für die Unterhaltungskosten wurden keine Mittel bewilligt. „Ohne ehrenamtliche Mitarbeiter und die Unterstützung des Freundeskreises“, sagt Garbe, „ginge hier gar nichts mehr.“

Weitere Hilfe kommt ja vielleicht von Bürgermeister Henning Voscherau und Bürgerschaftspräsidentin Ute Pape. Der heutige Gedenktag sei „eine Mahnung für unsere Gegenwart“, behaupten die beiden Sozialdemokraten in einer gemeinsamen Erklärung. Nur wer aus der Vergangenheit lerne, könne „die richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen“.

Zum Beispiel für die Zukunft der KZ-Gedenkstätte Neuengamme?

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