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Wolfram Weimer wurde geklontDen gibt's ab sofort in doppelter Ausführung

Der Beauftragte für Kultur und Medien Wolfram Weimer hat einen digitalen Klon von sich geschaffen. Er soll ihm die Kommunikation in den sozialen Netzwerken abnehmen.

Avatar von Wolfgang Weimer, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien aus seinem Werbevideo Screenshot: taz

W er noch nicht genug vom Beauftragten für Kultur und Medien, Wolfram Weimer hat, kann beruhigt aufatmen: Denn Weimer hat einen digitalen Klon von sich erschaffen, der dafür eingesetzt werden soll, in den sozialen Netzwerken mit dem Pöbel zu kommunizieren (keine Zeit), und hausintern für Schulungszwecke (Termine). Endlich. Die Leute wollen einfach alle mehr Weimer, da war der Klon nur logisch.

Wer also dachte, der BKM würde angesichts der Kulturkürzungen, des Genderverbots und dem Zurückdrängen der Opfer des deutschen Kolonialismus aus der deutschen Erinnerungspolitik eine gesellschaftspolitische Rückwärtsrolle hinlegen, sieht sich nun eines Besseren belehrt. Der BKM hat eine Vorstellung von Zukunft, die wir einfach noch nicht verstanden haben.

KI-Avatar „Weimatar“ (Pronomen unbekannt) spricht fließend alle Sprachen und „räuspert sich weniger“. Weimatar kann auch Humor und ist allein damit dem Original vorzuziehen. Schaut man genau hin, steckt in dem Avatar so viel Gesellschaftskritik, dass man schon von Kunst reden könnte.

Während in Talkshows noch die Entfremdung zwischen Wäh­le­r*in­nen und Politik Thema ist, spielt Weimer geschickt mit diesem Gefühl, indem er eine leblose Hülle seiner selbst zur Bespaßung abstellt. Das muss reichen. Während die Welt noch über die Gefahren von sozialen Netzwerken, insbesondere dem zur chinesischen Firma Bytedance gehörenden Tiktok nachdenkt, klärt Weimatar schon darüber auf. Und switcht im nächsten Satz ins fließende Chinesisch. Genial!

Die KI klärt über KI auf

Wenn bald auf Bühnen und Kinos, in Universitäten und Museen die Lichter ausgehen, werden sich die Leute immer mehr ins Internet zurückziehen. Weimatar wartet zum Glück schon, um uns Irrlichternden zu helfen. Denn da lauert das Problem, dass der Pöbel echte Videos von KI-­Videos nicht mehr unterscheiden kann und so im digitalen Raum zunehmend verunsichert wird. Weimer stellt uns eine KI ab, um uns über KI aufzuklären.

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Er nimmt uns mit auf eine Reise, auf der wir unsere Wahrnehmung von Distanz, Realität und Entfremdung hinterfragen müssen. Das ist zwar nicht die Kunst, die wir wollen, aber die Kunst, die uns erhalten bleibt, wenn Kulturschaffende panisch ihre Kohle zählen müssen, und Weimer die Anzahl seiner selbst.

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4 Kommentare

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  • Ein ideales Konzept auch für die Minister:innen Riege und als Version 2.0 dann auch für alle Mdb's und Landtagsabgeordnete.



    Spannende Haushaltsdebatten mit Ki-gespeisten Avataren, die die jeweils von Marketing-Kis entwickelten Parteiprogrammatiken in gebotener zielgruppenadäquater Unterhaltsamkeit präsentieren.



    Das Konzept 'Parlament als Showevent' würde unserer erlahmenden Demokratie endlich wieder frisches Leben einhauchen.



    Version 3.0 stellt dann für die Bundestagswahlen statt langweiiger Parteien vier oder fünf unterschiedliche LLMs zur Auwahl, die sich im Wahlkampf mit konkurrierenden Kandidat:innen Modellen und zielgruppenscharfen Programmen auf allen Plattformen präsentieren.



    Zur schwierigen Wahlentscheidung können die Biomenschen dann eine passende Ki als Support heranziehen.



    Cool, und spannend auch ob jemand einen Unterschied bemerkten wird.

  • Ich hab mir den Avatar angesehen. Er ist beeindruckend und komplett sinnlos zugleich.



    Beeindruckend, weil er wohlfeile Worte auf Chinesisch, Niederländisch, Polnisch und Französisch spricht, und für Niederländisch und Französisch kann ich bestätigen, dass es akzentuiert, aber mit seinem Stimmtimbre war.



    Aber normalerweise ist das derart tiefe Eintauchen in eine fremde Kultur, dass man ihre Sprache so perfekt beherrscht, eine menschliche Höchstleistung und tiefe Verbeugung, ein Zeichen größter Hochachtung vor dem anderen. Man darf vermuten, dass ein solcher Mensch Empathie empfindet und tiefes Verständnis für den anderen Kulturkreis hat.



    Hier aber hat es nichts zu bedeuten, gar nichts. Er hat einen Knopf gedrückt, das war's. Was können wir Adressaten damit anfangen? Was erfahren wir über die Intentionen Weimars und der Bundesregierung? Nichts. Es ist sinnlos und wertlos. Wir wissen aus dieser Kommunikationsform jetzt nur verlässlich, dass der Kulturstaatsminister eitel ist, und dass ihm Frankreich, Polen, die Niederland und China für seine weiteren Pläne irgendwas bedeuten, mehr erfahren wir nicht.

    • @hedele:

      Ein Fatzke (auch: Appelfatzke oder Hannefatzke) ist in der Berliner Umgangssprache ein arroganter, eitler und von sich eingenommener Mensch.

  • Na prima, dann können sich ja die albanische KI-Ministerin "Diella" und der KI-Avatar "Weimatar" über eine Schnittstelle zusammentun und sich gegenseitig "befruchten". Diella kann vom Weimatar lernen "wie und warum Entscheidungen getroffen werden" (Originalton) und der Weimatar, wie man sich korrekt kleidet (Die Krawatte und Jacket sitzen verdammt schlecht).