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Wohnungsmarkt in SpanienMietendeckel zeigt Erfolg

Sánchez' Linkskoalition hat 2024 ein neues Wohnungsgesetz eingeführt. In Folge fallen die Mieten – doch nicht in allen Regionen wird es umgesetzt.

Protestaktion Anfang Februar in Spanien: Die DemonstrantInnen fordern menschenwürdigen und nachhaltigen Wohnraum Foto: Luis Soto/SOPA/imago

Madrid taz | Der Mietendeckel in Katalonien zeigt seine Wirkung. Seit einem Jahr gilt er in den 140 Gemeinden mit „angespanntem Wohnungsmarkt“ in der nordostspanischen Region. Seitdem sind die Mieten dort um 3,7 Prozent gesunken, in der Hauptstadt Barcelona gar um 6,4 Prozent.

Eine Mietwohnung kostet nun außerhalb von Barcelona im Schnitt 878 Euro statt zuvor 911 und in Barcelona selbst 1117 Euro. Die Zahlen ermittelte das öffentliche Institut Incasòl anhand der Kautionen für Mietwohnungen.

Im März 2024 führte Regierungschef Pedro Sánchez mit seiner Linkskoalition das staatliche Wohnungsgesetz ein. Doch Katalonien ist die einzige Region, die dieses Gesetz und den Mietendeckel anwendet. Wohnungsangelegenheiten sind Angelegenheit der Regionen.

Das Gesetz erlaubt es, den Wohnungsmarkt in einzelnen Stadtteilen oder ganzen Gemeinden als „angespannt“ zu deklarieren und die Mieten zu deckeln. Das geht überall dort, wo die Mieter im Schnitt mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Wohnung aufbringen müssen und die Mietsteigerung in den letzten fünf Jahren vor Einführung des Gesetzes über der allgemeinen Preissteigerung lag.

„Positive Auswirkungen des Mietendeckels“

Einmal zur „angespannten Zone“ erklärt, orientiert sich die Mietsteigerung an einem eigens vom Statistikamt berechneten Index, der gar unter der Inflation liegt.

„Der Mietendeckel wirkt sich positiv aus“, erklärten einstimmig die regionale Wohnungsbauministerin Sílvia Paneque, der Bürgermeister von Barcelona Jaume Collboni und die Wohnungsministerin der Madrider Zentralregierung Isabel Rodríguez bei der Vorstellung der Zahlen über Mietentwicklung in Barcelona.

Rodríguez forderte außerdem die von der konservativen Partido Popular (PP) regierten Regionen auf, dem Beispiel Kataloniens zu folgen. Die Wohnungsministerin hat dabei vor allem die Hauptstadtregion Madrid mit ihren Millionen Einwohnern im Blick. Dort erfüllen nur fünf kleine Berggemeinden die Kriterien für „angespannten Wohnungsmarkt“ nicht. Dennoch weigert sich die Regionalregierung strikt, in den Wohnungsmarkt einzugreifen.

Allerdings hat die Entwicklung unter dem Mietendeckel auch einen Wermutstropfen. Die Neuvermietungen gehen in den 140 gedeckelten Gemeinden Kataloniens um 21 Prozent zurück. In der Hauptstadt sanken die Neuvermietungen um 17 Prozent. Dies wiederum hat zur Folge, dass Menschen von der Stadt ins Umland abwandern, was dort die Nachfrage ankurbelt und die Mieten steigen lässt.

Mehr Eigentümer verkaufen ihre Wohnungen

Laut idealista.com, einer Anzeigenseite für den Verkauf und die Vermietung von Wohnungen, kamen vor dem Wohnungsgesetz 40 Interessenten auf jede angebotene Mietwohnung, jetzt seien es 54.

Die spanische Mietergewerkschaft lobt das neue Gesetz. Der Verband der Immobilienbesitzer hingegen betont, dass immer mehr Eigentümer ihre Mietwohnungen verkaufen würden, da sie weniger rentabel seien.

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2 Kommentare

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  • Andere Länder machen es vor.



    Hierzulande freut man sich über den Neubau von unbezahlbaren Eigentumswohnungen.



    Und wundert sich seit 20 Jahren darüber, das die Mieten durch die Decke gehen.



    Auch, weil unser Mietendeckel seinen Namen nicht verdient oder nichts bewirken soll. Er sollte lieber "Schweizer Käse" heißen.

    Komisch und mysteriös das alles...

  • Dieselbe Diskussion immer und immer wieder. :(



    Was passiert wenn in der Wüste Kommunisten an die Macht kommen? Erst nichts, dann geht der Sand aus!

    Kurzfristig mag, je nach Ausgestalltung, so eine Mietpreisbremse einen positien Effekt haben. Langfristig - und das zeigt auch der obige Artikel schon in lesbaren Ansätzen - ist es eine Katastrophe.

    Gerade in Deutschland, wo viel zu wenig gebaut wird, wegen viel zuvieler Vorschriften (die in der Summe teuer sind), am Mietpreis zu drehen ist vielleicht populär, aber furchtbar unklug.

    Wer von euch möchte den wieder in den Häusern der DDR leben? Billig, aber zerfallen?