piwik no script img

WohnungskäufeDeutsche Wohnen sammelt Altbauten

Wieder schlägt Berlins größter privater Vermieter zu. 3.900 Wohnungen gehen an die umstrittene Gesellschaft.

Logo der Deutschen Wohnen Foto: dpa

Berlins größter Vermieter wird noch größer. Am Montag gab die Deutsche Wohnen auf ihrer Internet-Seite bekannt, 3.900 Wohnungen gekauft zu haben. Damit hat das private Unternehmen in Berlin nun fast 111.000 Wohnungen. Der Kaufpreis für den Deal beträgt nach Angaben des Unternehmens 655 Millionen Euro.

Für die Mieterinnen und Mieter ist das keine gute Nachricht. Zuletzt hatte das an der Börse notierte Unternehmen Schlagzeilen wegen unterlassener Reparaturen an Heizungsanlagen oder durch die Nichtanerkennung des Mietspiegels gemacht. In der Kreuzberger Otto-Suhr-Siedlung machen Mieter gegen eine Sanierung mit hohen Mieterhöhungen mobil.

Bei einer Anhörung im Abgeordnetenhaus Mitte Februar ließ sich der Geschäftsführer der Gesellschaft, Michael Zahn, von seiner Sprecherin Manuela Damianakis vertreten. Die ließ die Kritik von Mieterverein und Abgeordneten abtropfen und hatte schon im Vorfeld von einer „Show-Veranstaltung“ gesprochen. Groß geworden ist die Deutsche Wohnen nach der Privatisierung der einst landeseigenen GSW durch den damaligen rot-roten Senat. 2004 hatte das Unternehmen die GSW mit 55.000 Wohnungen übernommen.

Bei den nun erworbenen Wohnungen handelt es sich nach Angaben der Deutsche Wohnen „im Wesentlichen“ um „hochwertige Altbau-Gebäude in zentralen Lagen von Berlin“. Und weiter: „Die durchschnittliche monatliche Vertragsmiete der Wohnungen zum Ankaufszeitpunkt beträgt 6,92 Euro pro Quadratmeter und die Leerstandsquote bietet mit knapp 7 Prozent weiteres Potenzial zur Optimierung.“ Die Marktmiete, so das Unternehmen, betrage zehn Euro pro Quadratmeter.

Um welche Bestände es sich genau handelt, wollte die Deutsche Wohnen am Dienstag nicht mitteilen. Auch die Sprecherin von Bausenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) teilte mit, dass ihrer Verwaltung die Verkäufer nicht bekannt seien.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Der Trump in Deutschland heißt Deutsche Wohnen. Wer einen deutschen Trump verhindern will, muss die Deutsche Wohnen enteignen oder rekommunalisieren!

     

    Daten des immobilienscout24 - Preistrend für Altbau (Bestandswohnungen) z. B. in Pankow (Pankow):

    Dez. 2013 (7,60 €/m²) -> +5,26 %

    Dez. 2014 (8,00 €/m²) -> +5,00 %

    Dez. 2015 (8,40 €/m²) -> +7,14 %

    Dez. 2016 (9,00 €/m²)

     

    Das sind Kaltmieten (nettokalt)!

    Wann hatten wir letztmals vergleichbare Lohnerhöhungen?

     

    Es geht um Standardwohnungen = sozialer Wohnungsbau aus den 20er bis 50er Jahren, von den Steuerzahlern überwiegend der Weimarer Republik längst bezahlt:

     

    1) Der Deutschen Wohnen (Aktiengesellschaft) gehören heute große Teile des Wohnungsbestands Pankow-Süd/Prenzl-Nord/Weissensee, nachdem er durch "Rot-Rot" verkauft worden ist. Bei diesem Immobilienhai beginnen die Mietpreise heute bei 12 €/m² warm für einfachste Lagen/Ausstattungen.

     

    2) Wenn ich meine alte Wohnung, aus der ich vor 10 Jahren ein- und vor 5 Jahren ausgezogen bin, nun erneut mieten wollte, müsste ich das 1,5-fache zahlen.

     

    Wer das als Berliner Normalverdiener zahlt, muss seinen Lebensstandard einschränken. Wer unterdurchschnittlich verdient, muss sich stark einschränken und/oder Steuergeld (Mietzuschuss) in Anspruch nehmen.

     

    Diese Bauhaus-Siedlung gehörte der Arwo-Bau, war mit öffentlichen Mitteln saniert worden, ging dann an die Berlinovo, die sie inzwischen an die Deutsche Wohnen verkauft hat.

  • Gerade jetzt im Moment sitzen Kathrin Lompscher und Florian Schmidt im SO 36 auf dem Podium und versuchen den Leuten zu erzählen, dass die Bezirke bei jedem Verkauf prüfen können, ob das Vorkaufsrecht wahrgenommen werden soll. Höchstens ein paar Stunden zuvor also hat Frau Lompscher die taz wissen lassen, dass ihr die Verkäufer dieser 3.900 Wohnungen nicht bekannt sind.

    Wie auch, wenn Anteile von Kapitalgesellschaften verkauft werden, was am Grundbuch, also auch am Bezirk und am Land komplett vorbei geht?!

    Immer wieder: jedes Volk hat die Politiker, die es verdient.

    • @Margit Englert:

      Hm und am Ende verkaufen die die Buden über drei Ecken an sich selber, so zwecks Steuern sparen, Mieten rauf usw. .

      Wären gerundet ungefähr 168.000€ pro Wohnung.

  • Es gilt immer das Vorkaufsrecht der Kommune...

  • "Bei einer Anhörung im Abgeordnetenhaus Mitte Februar ließ sich der Geschäftsführer der Gesellschaft, Michael Zahn, von seiner Sprecherin Manuela Damianakis vertreten. Die ließ die Kritik von Mieterverein und Abgeordneten abtropfen und hatte schon im Vorfeld von einer „Show-Veranstaltung“ gesprochen."

     

    Es hört sich so an, als würde dieses geldgeile Unternehmen sich über Politiker lustig machen.