Wohnungsbau in Hamburg: Nur die Kosten schießen in die Höhe
Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen ist in Hamburg im 2021 massiv eingebrochen. Besonders stark ist der Rückgang bei den Sozialwohnungen.
Doch so sehr Thomas Optimismus zu versprühen versuchte: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl dramatisch eingebrochen. Und im „Bündnis für das Wohnen“ kann sich niemand so recht erklären, an wem es gelegen hat.
Konkret sind 2021 7.461 Wohnungen fertig gebaut worden. Im Jahr zuvor waren es noch knapp 11.300 – ein Rückgang um rund 33 Prozent. Das vom Hamburger Senat gesetzte Ziel wurde damit meilenweit verfehlt. 2011 schmiedete der damalige Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) das Bündnis für das Wohnen, um jedes Jahr mehrere tausend Wohnungen nicht nur zu genehmigen, sondern sie auch jährlich fertigzustellen.
Ins Boot holte Scholz dafür die Wohnungswirtschaft und die sieben Hamburger Bezirke: Die Stadt sorgt dabei für ausreichend Grundstücke, die Wohnungswirtschaft für eine zügige Bebauung und die Bezirke sollen möglichst flott das Baurecht schaffen. Zunächst waren 6.000 Baugenehmigungen pro Jahr ausgegeben, seit 2016 sind 10.000 Wohnungen das Ziel. Zudem wurde vergangenes Jahr beschlossen, dass 35 statt 30 Prozent davon Sozialwohnungen sein sollen mit einer Preisbindungsfrist von 30 Jahren.
Rückgang bei den Sozialwohnungen noch krasser
Die Fertigstellung von mehr als 10.000 Wohnungen war erstmals 2018 erreicht; 2019 wurde die Marke nur knapp verfehlt und 2020 dann deutlich übersprungen. Nun also ein rasanter Rückgang, der bei den Sozialwohnungen prozentual noch krasser ausfällt: Waren 2020 3.472 öffentlich geförderte Wohnungen mit sozialer Mietpreis- und Belegungsbindung fertiggestellt worden, lag die Zahl 2021 bei nur noch 1.875 – das ergibt ein Minus von 45 Prozent.
Somit ergibt sich auch, dass im vergangenen Jahr nur noch 25 Prozent der fertiggestellten Wohnungen Sozialwohnungen waren. Hervor hob Wohnungsbaukoordinatorin Thomas dabei, dass ihr Anteil beim Geschosswohnungsbau immerhin 32 Prozent beträgt.
Andreas Breitner vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen
Kritik kam für diese Berechnung umgehend von der Linkspartei: „Der verzweifelte Versuch, den Anteil der geförderten Wohnungen schönzurechnen, indem nur der Geschosswohnungsbau betrachtet wird, ist erbärmlich“, sagt die wohnungspolitische Sprecherin der Bürgerschaftsfraktion, Heike Sudmann.
Hinzu kommt, dass der Senat bei den jährlich präsentierten Zahlen der fertiggestellten Wohnungen nicht die Zahl der verloren gegangenen gegenbilanziert: Zwar wurden zwischen 2011 und 2020 knapp 77.000 Wohnungen neu gebaut. Der tatsächliche Wohnungsbestand hat sich allerdings nur um 69.000 Wohnungen erhöht.
Über die Deutlichkeit des Rückgangs überrascht
Über die Gründe für den Rückgang waren sich am Montag Senat und Wohnungswirtschaft einig: Die Pandemie hatte 2021 die Bauwirtschaft erreicht; die Baukosten, insbesondere für das Baumaterial, schossen weiter in die Höhe – und einfach zu bebauende Flächen werden in der Stadt langsam rar. Doch für den konkreten Rückgang der Zahl sah sich am Montag keine derVertreterInnen die Wohnungswirtschaft verantwortlich.
Der Chef der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SAGA, Thomas Krebs, vermeldete sogar einen Anstieg der fertiggestellten Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr. Auch Verena Herfort, Geschäftsführerin des Landesverbands Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), sagte am Montag, dass es an ihren Mitgliedern nicht gelegen habe.
Und Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der überwiegend die Genossenschaften vertritt, konnte nur einen minimalen Rückgang bei seinen Verbandsmitgliedern vermelden. „Deshalb bin ich überrascht über die Deutlichkeit des Rückgangs“, sagte er. Da die Zahlen vom Statistikamt erst am Montagmorgen übermittelt worden seien, wollen alle Partner nun die Gründe analysieren.
Klar ist jedoch: Besserung ist kaum in Sicht. Besonders die steigende Inflation und die anhaltende Coronapandemie dürften dafür sorgen, dass auch in diesem Jahr das Ziel wohl verfehlt werden dürfte. An der 10.000-Zielmarke will das Bündnis jedoch festhalten. Dafür plädiert auch der Mieterverein zu Hamburg. „Das darf jetzt kein jahrelanger Abwärtstrend werden, sondern muss ein einmaliger Ausrutscher bleiben“, sagt der Vereinsvorsitzende Rolf Bosse.
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