Wohnsituation von Geflüchteten: Berlin schafft es nicht
In fast allen Bundesländern leben Geflüchtete nicht mehr in Notunterkünften. Nur in Berlin harren noch Tausende in prekären Wohnverhältnissen aus.
Die mit Abstand meisten notdürftigen Sammelunterkünfte betreibt demnach noch die Hauptstadt Berlin, in der Wohnraum seit Jahren immer knapper wird. Dort leben laut Spiegel 13.400 Flüchtlinge in solchen Sammelunterkünften – 2.100 von ihnen nach Angaben der Behörden „prekär“, also mit eingeschränkter Privatsphäre, etwa in Hallen mit Trennwänden. Im viel größeren Nordrhein-Westfalen sind es lediglich 1.600, im Stadtstaat Hamburg 600.
Nach Angaben des rot-rot-grünen Senats in Berlin sind alle Turnhallen, in denen noch Flüchtlinge lebten, Ende März freigezogen worden. Einer taz-Recherche zufolge sind im Stadtteil Friedrichsfelde auf dem Gelände der Hochschule für Wirtschaft und Recht noch 77 Asylbewerber – darunter 28 Kinder – in einer Turnhalle mit so gut wie keiner Privatsphäre untergebracht.
Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) erklärte auf Anfrage der taz, dass diese Sporthalle schon lange vor der Ankunft der Flüchtlinge nicht mehr als solche genutzt worden sei. Die Innenverwaltung bestätigte, dass die Turnhalle als Sammel-Notunterkunft für ausreisepflichtige Flüchtlinge genutzt werde. Zahlen über die Belegung konnte die Innenverwaltung nicht nennen.
Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) verwies darauf, dass diese Entscheidung noch der alte rot-schwarze Senat getroffen habe. Sie wolle die Notunterkunft schließen. Einen Termin teilte die Senatorin nicht mit.
Deutschland hat 2016 rund 280.000 Flüchtlinge aufgenommen, 2015 waren es 890.000. Laut Bundesregierung haben 2016 mindestens 80.000 Menschen Deutschland freiwillig verlassen, teils mit finanzieller Hilfe der Behörden. In diesem Jahr soll die Zahl der ausreisepflichtigen Asylbewerber auf rund 485.000 steigen.
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