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Wohnen rund um BerlinAuch in Brandenburg wird es eng

Steigende Mieten, weniger Neubau: Brandenburgs Bauminister reagiert mit neuer Bauordnung und Mietpreisbremse auf das wachsende Wohnungsproblem.

Brandenburgs Bau- und Infrastrukturminister Detlef Tabbert (BSW) Foto: Andreas Franke/imago

Von wegen nur in Potsdam. Die steigenden Mieten in Brandenburg haben auch die sogenannten Städte in zweiter Reihe erreicht. Ein Plus von 25 Prozent attestiert der jüngste Wohnungsmarktbericht den Angebotsmieten in den „zentralen Orten“ des „weiteren Metropolenraums“. In den Dörfern und Kleinstädten zwischen Städten wie Angermünde, Frankfurt (Oder) oder Brandenburg an der Havel sind die Mieten für frei gewordene Wohnungen sogar um 32 Prozent gestiegen – sind aber mit 6,07 Euro nettokalt im Vergleich zu Berlin immer noch niedrig.

Die Wanderung von Berlin nach Brandenburg und der damit einhergehende Preisdruck gehen also inzwischen weit über den Speckgürtel hinaus. Das ist eine der Botschaften des Berichts, den Bauminister Detlef Tabbert (BSW) am Montag vorgestellt hat. Und sie beschert dem Flächenland, trotz eines Geburtendefizits, einen Wanderungsgewinn von 124.000 Menschen im Vergleich zu 2013. „Der neue Wohnungsmarktbericht“, so der Minister, „ist unser Kompass für die nächsten wohnungspolitischen Entscheidungen.“

Und die sind bereits auf den Weg gebracht. Am Dienstag hat Tabbert den Entwurf für eine neue Bauordnung im Kabinett der SPD-BSW-Koalition eingebracht. Mit einer Reduzierung bestimmter Standards soll der Neubau, der mit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine eine Delle bekommen hatte, wieder angekurbelt werden. Zuvor waren von 2013 bis 2022 etwa 103.000 Wohnungen fertiggestellt worden.

Tabbert konstatiert „eine zurückhaltende Stimmung im Bau“. Er nannte etwa die hohen Kreditzinsen und die deutlich gestiegenen Baukosten. Diese Investitionsbedingungen erschwerten die Schaffung eines bedarfsgerechten Angebots. Deshalb sei eine Wohnungsbauförderung wichtig. Die Mittel aus dem Landeshaushalt dafür seien von 24 Millionen Euro im Jahr 2013 auf 212 Millionen Euro im Jahr 2024 gestiegen.

Neue Städte mit Mietpreisbremse

Brandenburg zählt auch zu den Bundesländern, die eine Mietpreisbremse bei Neuvermietungen und Kappungsgrenzen bei Mieterhöhungen eingeführt haben. Dafür braucht es aber den Nachweis eines angespannten Wohnungsmarktes.

Ein solcher Nachweis wurde im November für weitere 36 Gemeinden erbracht. Sowohl die Mietpreisbremse als auch die Kappungsgrenze, die besagt, dass die Mieten innerhalb von drei Jahren nicht mehr als 15 Prozent steigen dürfen, tritt ab Januar 2026 in Kraft. Sie gelten dann unter anderem auch in Panketal, Erkner, Eichwalde, Wildau, Königs Wusterhausen oder in Werder (Havel) und Oranienburg.

Brandenburg ist ein Land, in dem man gut wohnen kann.

Detlef Tabbert, Bauminister (BSW)

Insgesamt ist die Wohnzufriedenheit in Brandenburg, im Gegensatz zu der in Berlin, extrem hoch. „95,5 Prozent der Haushalte waren zufrieden mit ihrer Wohnsituation“, heißt es im Wohnungsmarktbericht. Befragt wurden 1.501 Wohnhaushalte. „Brandenburg ist ein Land, in dem man gut wohnen kann“, freute sich wenig überraschend Bauminister Tabbert.

Zu dieser Zufriedenheit dürfte auch eine hohe Eigentumsquote beitragen. Sie lag mit 46 Prozent im Jahr 2022 etwas höher als im Bundesschnitt von 44 Prozent.

In Berlin dagegen lebten laut Investitionsbank Berlin im selben Jahr 84 Prozent der Haushalte in Mietwohnungen. Die Berliner Angebotsmiete lag laut Wohnungsmarktbericht der IBB 2023 bei durchschnittlich 13,99 EUR für den Quadratmeter. Das entspricht einer Steigerung von 21,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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