piwik no script img

Wirtschaftsnobelpreis für US-ÖkonomIrrationales Shopping

Der Verhaltensökonom Richard Thaler erhält den Nobelpreis für Wirtschaft. Er beschäftigt sich mit den psychologischen und sozialen Mechanismen im Konsum.

Brauche ich das wirklich? Foto: dpa

Stockholm ap | Für seinen Beitrag zur Verhaltensökonomie bekommt der Amerikaner Richard H. Thaler in diesem Jahr den Wirtschaftsnobelpreis. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften erklärte am Montag, der Professor von der Universität von Chicago sei ein Pionier auf seinem Gebiet und habe zum Verständnis der Psychologie der Ökonomie beigetragen. Der Preis ist mit neun Millionen Schwedischen Kronen (945.000 Euro) dotiert.

Der 72-jährige Thaler habe gezeigt, dass begrenzte Rationalität, Wahrnehmungen von Fairness und ein Mangel an Selbstbeherrschung systematisch Entscheidungen und Marktergebnisse beeinflussten, hieß es in der Begründung. In der Verhaltensökonomie würden Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung auf wirtschaftliche Entscheidungsfindungen angewandt. So seien realistischere Analysen möglich, wie Menschen denken und wie sie ökonomische Entscheidungen treffen.

Der Geehrte erklärte in einer Pressekonferenz, am wichtigsten an seiner Arbeit sei die Erkenntnis, dass die ökonomischen Akteure Menschen seien und Entscheidungen nicht immer rational träfen.

Im vergangenen Jahr hatten der Harvard-Professor Oliver Hart und der Finne Bengt Holmström den Nobelpreis für Ökonomie erhalten. Sie wurden damit für ihre Forschungen zur sogenannten Kontrakttheorie geehrt.

Eigentlich kein Nobelpreis

Der Preis für Wirtschaftswissenschaften ist im strengen Sinne eigentlich kein Nobelpreis. Im Gegensatz zu den Auszeichnungen in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden hatte der schwedische Forscher und Industrielle Alfred Nobel einen solchen Preis in seinem Testament nicht erwähnt. 1968 rief ihn die schwedische Zentralbank im Gedenken an Nobel ins Leben. Offiziell bezeichnet ihn die Nobelstiftung deshalb auch nicht als Nobelpreis, sondern als „Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel“.

US-Verhaltensökonom Richard Thaler Foto: reuters

In den vergangenen Tagen waren bereits die Gewinner der Nobelpreise für Medizin, Physik und Chemie, Literatur sowie der Friedensnobelpreisträger bekanntgegeben worden. Verliehen werden die Preise traditionell am 10. Dezember, dem Todestag Nobels.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Als ob es keine anderen Problemfelder in der Ökonomie gäbe, die schwerwiegend und langfristig die Welt verändern werden (Versiegen der Rohstoffquellen / Kampf um die Rohstoffe / Vernichtung von Infrastrukturen durch globalisierten Handel etc.). Statt die Folgen des Konsums zu hinterfragen bevorzugt die Banklobby, die den Preis stiftet also die Manipulation des Konsums. Es wird höchste Zeit, diesen Preis von der Nobel-Liste zu streichen!

  • Von größerem Schwachsinn kann man eigentlich gar nicht mehr träumen. Selbst wenn ich 70 von 80 Millionen Einwohnern vorsätzlich falsch als nur durchschnittlich intelligent herabwürdigen würde, frage ich mich, warum sich die Menschen so viel fremde Dummheit gefallen lassen.

  • Glückwunsch! 945.000 Euro dafür, dass man der erste war, der „der Wirtschaft“ gezeigt hat, wie sie sich, ihre Kunden und nebenbei den gesamten Planeten noch schneller ruinieren kann - König Midas müsste sich vor Neid an die eigene Nase fassen!

     

    Allerdings: Wenn das Wichtigste an dieser Forschung wirklich die Erkenntnis, ist, „dass die ökonomischen Akteure Menschen“ sind, die ihre „Entscheidungen nicht immer rational“ treffen, hätten die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften und die Schwedische Zentralbank nicht diesen Chicagoer Universitäts-Professor ehren müssen. Sie hätten dann (gefühlt) jede zweite Baumarkt- oder Aldi-Kassiererin auszeichnen können. Und zwar Jahrzehnte vor 2017. Aber das, nicht wahr, verträgt sich ja womöglich nicht dem königlich-elitären Anspruch der Preisverleiher bzw.-stifter.