Wirtschaftskrise in Venezuela: Demo für Abwahlreferendum
Tausende fordern eine rasche Abstimmung über Präsident Maduro. Die Nahrungsmittelknappheit bleibt bestehen. Im Zoo von Caracas schlachteten Unbekannte ein Pferd.
Das konservative Oppositionsbündnis MUD hatte in Juni verkündet, weit mehr als die erforderlichen 200.000 Unterschriften gesammelt zu haben. Das MUD wirft der sozialistischen Regierung vor, die Bemühungen um ein in der Verfassung vorgesehenes Abwahlreferendum zu boykottieren.
Sollten die Unterschriften für gültig erklärt werden, müsste die Opposition in einem zweiten Schritt vier Millionen Unterschriften für ein Abwahlreferendum sammeln. Sollte dies gelingen und Maduro in einem Referendum vor dem 10. Januar 2017 unterliegen, würden Neuwahlen ausgerufen. Sollte das Referendum erst später und damit innerhalb von Maduros letzten zwei Amtsjahren stattfinden, würde der Vizepräsident sein Amt übernehmen. Dies will die Opposition verhindern.
Das ölreiche südamerikanische Land leidet unter anderem wegen des Ölpreisverfalls unter einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise. Es wird ein Staatsbankrott befürchtet. Die Wirtschaft ist 2015 um sieben Prozent geschrumpft, die Inflation liegt im dreistelligen Bereich. Ein großer Teil der Venezolaner leidet unter Engpässen bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln. Selbst in Hochburgen der Sozialisten wächst wegen der schlechten Versorgung der Widerstand gegen Präsident Nicolás Maduro.
Zerstückeltes Pferd gefunden
Wegen des Nahrungsmittelmangels sind jetzt möglicherweise auch die Tiere des Zoos in der Hauptstadt Caracas nicht mehr sicher. Im Zoo Caricuao wurde ein zerstückeltes Pferd gefunden. Bisher unbekannte Täter hätten einen Zaun durchbrochen und das Pferd getötet, „um das Fleisch zu entnehmen“, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mit.
Neben den Menschen in Venezuela leiden auch die Zootiere unter der schlechten Versorgung. Die Gewerkschaftsvertreterin der Zoomitarbeiter, Marlene Sifontes, hatte bereits wenige Tage zuvor kritisiert, dass die Tiere im 630 Hektar großen Zoopark nicht die notwendige Nahrung bekommen. Im letzten Halbjahr seien 50 Tiere an Hunger gestorben. Umweltminister Ernesto Paiva stritt ab, dass die Tiere unterernährt seien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen